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Mistadobalina
Aber wie ich schon sagte, ich habe von einem Boom nichts mitbekommen. Hier werden plötzlich ganze Zeiträume zusammengelegt und Einzeltitel herausgegriffen, um etwas zu konstruieren, das so nicht existiert hat. Der Sinn dieser Vorgehensweise erschließt sich mir nicht.
MikkoIhre Stimme, ihr Timbre im Verbund mit der Auswahl des Materials und den Arrangements traf bei bestimmten Hörergruppen einen Nerv. Das hatte aber nichts mit irgendwelchen Trends oder Szenen zu tun. Und bestimmte soziologische oder historische Zusammenhänge würde ich da auch nicht konstruieren.
Ich hab ja als erstes die „These“ formuliert, weil ich immer schon den Eindruck hatte, dass es in den 60ern zwar keinen „Russenboom“ gab, aber Russlandnostalgie in der Populärkultur doch immer wieder auftauchte, während sie in den letzten 30 Jahren keine Rolle mehr spielte, falls ich nicht was übersehe. Zugespitzte Thesen dienen dazu, eine Diskussion in Gang zu bringen und hier geht es ja darum, worin lag der Erfolg von Alexandra damals, warum wurde ihr ein bestimmtes Image gegeben, und warum ist sie bis heute populär. Ich finde das interessant. So ein Erfolg entsteht nicht im luftleeren Raum.
Mistadobalina
Meine Mutter, die Fan von ihr war, schätze besonders die Privat-Geschichten, die die Yellow Press um Alexandra herumgesponnen hat. Sehnsucht nach Taiga oder Tundra hatte sie nicht, obwohl sie aus dem Osten stammte.
Mentalitätsgeschichte ist eine Geschichte voller Missverständnisse.;-) Falls mir nichts entgangen ist, gab es keine Schlager über die verlorene Heimat in Ostpreußen, Schlesien usw., aus welchen Gründen auch immer. Aber wenn Alexandra 1967 über ihre verlorene Heimat in Russland sang oder Udo Jürgens 1975 über das Heimweh griechischer Gastarbeiter und beide damit viele Hörer fanden, dann finde ich die Frage zumindest interessant, ob man darin nicht auch unbewusst eigenes wiederfand. Exotismen reflektieren eigene Bedürfnisse, Wünsche, Träume, Ängste usw.
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