Re: Depeche Mode – Sounds Of The Universe

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yellowsubmarine

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Moin,
soeben im SPIEGEL online:
Depeche Mode – „Sounds Of The Universe“
(Mute/EMI, 17. April)

Vor ein paar Wochen, bei der Echo-Verleihung in Berlin, konnte man live erleben, welchen Stellenwert Depeche Mode in Deutschland haben: Anders als U2, die zu Beginn der Show gespielt hatten, wurden die drei verbliebenen Elektropop-Veteranen aus Basildon schon mit frenetischem Jubel begrüßt, als sie noch im Schatten der Bühnendeko standen. Die arme Stefanie Heinzmann, die sich gerade für ihren Preis bedankte, wurde glatt niedergekreischt. Deutschland und Depeche Mode, das ist eine Lovestory, die schon 1981 mit dem naiven Gehopse von „Just Can’t Get Enough“ begann und sich richtig vertiefte, als die Briten ihr Faible fürs Schwermütige entdeckten. Da können wir Teutonen mitreden, das kennen wir gut! Deshalb gelten metallisch-statische Depri-Brocken wie „Personal Jesus“ vom allseits geliebten „Violator“-Album besonders hierzulande als ewige Definition des Depeche-Mode-Sounds. Im Klartext heißt das: Seit 1990, als das Album erschien, darf sich eigentlich nicht mehr viel ändern. Dass Depeche Mode es geschafft haben, trotzdem noch knapp 20 Jahre erfolgreich zu bleiben und innig geliebt zu werden, mag verblüffen. Aber wir halten ja schließlich auch Peter Maffay die Treue. Oder Fury In The Slaughterhouse.
Und nun also die neue Platte: „Sounds Of The Universe“, das klingt erst mal ganz schön universell – und ebenso offen, weiträumig und unentschlossen klingt das Album auch. Schon entbrennt in den zuständigen Foren der Wettstreit der Hardcore-Fans, wie oft man die neuen Songs gehört haben muss, um kompetent zu urteilen (oder sie endlich gut zu finden). Die Single „Wrong“ war ein guter Appetizer, aber aufs Album umgelegt eine Mogelpackung: So konsequent, so retroselig, so düster und so gut zeigen sich Depeche Mode in keinem anderen Song, ein Problem, das schon auf dem vorletzten Album „Exciter“ auftauchte. Das letzte Werk, „Playing The Angel“, hatte dann noch nicht einmal das – eine funktionierende Single. Doch man will nicht unfair sein: Vieles ist gelungen, manches sogar brillant. „Miles Away/The Truth Is“ ist ein phantastischer Popsong, der nach mehrmaligem Hören aufblüht und duftet. Geschrieben wurde er übrigens von Sänger Dave Gahan, der sich hier neben Martin L. Gore als Co-Songwriter weiter profiliert. Auch „Hole To Feed“, ein schleppender, elektronischer Grunge-Rock, ist ihm gut gelungen. Gore punktet mit der rostigen Rasselkette des Openers „In Chains“ und der Ballade „Jezebel“. Vieles aber bleibt bloßes Füllwerk und weit hinter dem Material jüngerer Alben wie „Ultra“ zurück. Ach, wäre es doch wieder 1990. „There’s a fragile tension/ That’s keeping us going/ It may not last forever/ But oh when it’s flowing“, heißt es in „Fragile Tension“. Das bezieht sich wohl auf den lange rumorenden Konkurrenzkampf zwischen Gahan und Gore, der immer wieder diese zerquälten, nach Sinn und Seele schürfenden Songs hervorbringt. Man fragt sich, warum die Jungs noch keinen Einbürgerungstest beantragt haben. (6) Andreas Borcholte

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