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MikkoInsofern legte sich meine anfängliche Begeisterung für Bands wie Die Tödliche Doris, Der Plan und auch die Neubauten sehr schnell. Im Falle der Neubauten schlug das sogar in Ablehnung um, die aber nicht so sehr in der Musik begründet ist.
In der Konsequenz habe ich mich also nicht mehr mit dem Minimal Elektro Pop beschäftigt. Auch nicht mit dem deutschsprachigen. Die für mich besten und wichtigsten deutschsprachigen Bands der späten 70er und frühen 80er sind Mittagspause bzw. Fehlfarben und Trio, sowie etwas später Die Profis bzw. Stunde X. Von anderen Bands und Künstlern jener Jahre sind es meist nur einzelne Singles oder Tracks, die ich mag. Dazu gehören u.a. Hans-A-Plast, Der Moderne Mann, Die Toten Hosen, ZK, Nichts, Die Marionetz, Die Radierer, Mythen in Tüten, Extrabreit, Tempo, Aromabar bzw. Foyer des Arts, Neonbabies, Ideal, Nena, und einige andere, die mir so spontan gar nicht einfallen.
Immerhin kennst Du Dich trotz Deines wachsenden Desinteresses (so Dein eigenes Bekunden) an der deutschen Musikszene der frühen Achtziger Jahre besser aus, als so mancher lippenbekennende NDW-„Fan“…
Nun – ohne Dir Unrecht angedeihen zu lassen – ein wenig merkt man dann doch einen Altersunterschied. Mich konnte man seinerzeit eigentlich mit (fast) allem begeistern, was die „wahre NDW“ beeinhaltete. Ich fasste die Aufbruchstimmung der deutschen Punk- und Wave-Variante als einen Glücksfall für die hiesige Musikszene auf – und sehe das eigentlich noch immer so. Allerdings fing ich auch damals relativ schnell an zu selektieren. So konnte ich mich für viele Deutsch-Punk-Bands nicht wirklich erwärmen, da m.E. vieles davon lediglich ein halbgares Update anglo-amerikanischer Vorbilder war. Wann immer allerdings ein Künstler/eine Band eigenes Profil zeigte (zum Glück gaben viele sog. „geniale Dilettanten“ den Anstoß dazu…), d.h. man sie auch soundmässig eindeutig als deutsche Künstler identifizieren konnte – oftmals Dank der elektronischen Instrumente – umso willkommener waren mir deren Outputs!
Gerade von Frauen dominierte Bands wie Malaria!, X-mal Deutschland, Schlaflose Nächte, Mona Mur, etc. brachen sich auf aufsehenerregende Weise Bahn – ein für hiesige Verhältnisse ganz neues Frauenbild entstand.
A propos X-mal Deutschland: düsterer Postpunk Marke Siouxsie mit Ausfallschritt hin in Richtung Batcave schrie damals eigentlich geradezu nach „got(h)ischen“ deutschen Texten. Voila, das liess auch nicht lange auf sich warten, von daher volle Anerkennung an die Leistung dieser Band als absolut kreatives Meisterstück (und natürlich als damalige Novität)! Nunja, nach Album No. 2 war zwar Schluß mit der Großartigkeit, aber Genialität darf auch mal rasch das Pulver verschiessen…
Und ja, der kommerzielle NDW-Ausverkauf kam zu schnell und zu respektlos. Da siegte die Gier und die Dummheit mal wieder über die Kunst. Und leider liessen sich auch eigentlich nicht ganz auf den Kopf gefallene (oder die man dafür hielt…) Protagonisten nur zu gerne über den Tisch ziehen. Die Leiche war noch nicht ganz kalt, da traten einige Schlaumeier schon nach ihr, indem sie ihr Heil plötzlich in englischsprachiger (Pop-)Musik verorteten – zum Teil eine schäbige Nummer, die damals abgezogen wurde. Ganz erholt davon hat sich die deutsche Musikszene bis zum heutigen Tage nicht.
@zappa1 und Mick67: Holla, dann habe ich Sailor wohl mit was-weiß-ich-was verwechselt. Ich hoffe, ihr könnt mir meinen faux-pas nochmals verzeihen…
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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad