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IrrlichtNix da. „Alles wieder offen“ ist eines der wunderbarsten Alben der letzten Jahre und eindeutig besser als das Groß dessen, was ich bisher sonst von ihnen gehört habe. Ein Klassiker schlechthin!
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In der Tat spricht der Smiley am Ende Deines Posts wahre Bände…
Ja, ein Klassiker – ein Klassiker der Spiegelfechterei, Selbsterhöhung und des fast schon zwanghaften Egotrips. Da macht dem Herrn Bargeld mittlerweile so schnell kein anderer Narziss Konkurrenz, mittlerweile höre ich auf explizit diesem Album so gut wie nur noch „ichichich“ – wieviele Male wohl dieses Wörtchen auf diesem Werk verwendet wird? Auf alle Fälle ein heisser Anwärter für einen Eintrag ins Guiness-Buch der Rekorde. Auf diesem Album vermisse ich eine Band – ich höre Musik, aber diese ist raumfüllende, weitgehend nichtssagende (kunstbeflissene) „Ambient“-Begleiterscheinung in Schlecht für ein reines Blixa Bargeld-Soloalbum. Ein einsames Piano hätte es auch getan. Oder ein die Monologe untermalendes Kreideschaben des Herrn Dozenten auf der Schultafel – das hätte mich immerhin noch zu einem Schmunzeln gebracht. Hätte Blixa Bargeld dieses Album gemalt, so hätte er damit eine Vernissage für sektschlürfende eingebildete Möchtegern-Intellektuelle und Bildungsbürger-Snobs veranstalten können.
Richtig ärgerlich wird’s mit „Let’s do it a Dada“. Mitte der Achtziger hätte das Stück in einem Foyer des Arts-Kontext, bzw. -Konter noch den Witz einer Selbstreflexion gehabt. Als Einstürzende Neubauten anno 2007 schieres heischendes Namedropping mit den Nennungen von Kurt Schwitters, Russolo und Marinetti (!) zu veranstalten, ist nur noch krampfende Peinlichkeit.
Kam ein Wille – oder meinetwegen – eine Selbsterkenntnis mit dem Titelstück? Fast könnte man in aller Höflichkeit (und mit allen Augen zugedrückt) dies vermuten. Not bad, really. Aber die letzte logische Konsequenz – zu der selbst ich applaudiert hätte – verkniff sich Blixa Bargeld: einfach mal zu hinterfragen, ob man in diesem Falle nicht selber den Arsch offen hat…
Selten ist ein Album der letzten 20 Jahre so rapide in meiner Gunst gesunken (von anfänglichen – wohl „betriebsblinden“ ***1/2 auf nur noch *1/2). Ich schätze das Frühwerk der Einstürzenden Neubauten sehr (vor einer – damals glaubwürdigen – Aussage wie „wir sind kalte Sterne, nach uns kommt nichts mehr“ zog ich meinen Hut, und ziehe ihn immer noch…), selbst der Feststellung, daß „silence“ „sexy“ sei, konnte ich noch einen gewissen augenzwinkernden Charme attestieren. Aber das Album „Alles wieder offen“ ist ein vollkommener Schuß in den Ofen. Sorry, Irrlicht, aber wer – wie ich – mit den Neubauten der frühen Jahre quasi groß geworden ist, der kann gerade „Alles wieder offen“ nur für heisse Luft halten. Klar, es gibt Alt-Fans, die alles toll finden, aber selbst Möchtegern-Avantgardler und selbstverliebte „Kulturterroristen“ (höhö…) haben wohl rosarote Ersatz-Brillen…
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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad