Re: Erkundungen – Moontears Favoriten

#6991493  | PERMALINK

moontear

Registriert seit: 20.12.2002

Beiträge: 14,237

Prefab Sprout “The Gunman and other Stories” (2001)

Willkommen in der Welt des wilden Westens. Paddy McAloon ist 2001 von den Höhen Andromedas zurückgekehrt und hat dies gleich mit einem Abstecher in die Vergangenheit verbunden. Das Western-Konzept ist in der Rockmusik ja nichts Neues; Dylan hat es gemacht, Elton John, die Eagles etc pp. Bei Prefab Sprout ist es wie immer eine gewisse Harmoniewonne, die sich durch das ganze Album zieht und ihm eine unverwechselbare Note gibt. Steigen wir also in die Kutsche und hören von „The Gunman and other Stories“.

Der Opener „Cowboy Dreams“ gibt gleich die Route vor. Der wilde Mann mit Colt als schmachtender Romantiker, der in vielen Rollen reüssieren will und im Grunde doch nur das Herz seiner Liebsten haben möchte:

“Love’s a silver bullet that blows your world apart
I wanna be remembered as an outlaw, the boy who stole your heart”

„Wild Card in the Pack“ entwirft das nächste klassische Westernszenario, die Pokerrunde im Saloon. Doch das Klischee wird gebrochen, die Schießerei bleibt aus, die Liebe siegt. Alles gut – die Welt von Prefab Sprout ist eine Welt der großen Gefühle und selbst wenn es nicht zum Happy End reichen sollte, ist die Erkenntnis so bittersüß, dass es schon wieder schmeckt.

So auch in „I’m a troubled Man“. Ein klassisches Countrythema: Der Herumtreiber zeigt sich seiner Tochter gegenüber reuig für die Sünden der Vergangenheit und sucht schließlich Beistand beim Allmächtigen. Hätten Marty Robbins oder George Jones sich dessen angenommen, wäre wohl ein tieftrauriger Tearjerker entstanden. Bei Prefab Sprout hat aber auch ein solches Lied eine Leichtigkeit, verträumte Verspieltheit, die alles halb so wild erscheinen lassen.

Es folgt der Standard „The Streets of Laredo“, von McAloon verschmolzen mit seinem eigenen „Not long for this World“. Ein interessantes und durchaus geglücktes Experiment. „Love will find Someone for You“ im Anschluss lässt es dann etwas klassischer angehen. Ein kleines Liebeslied, 16 Verse, das reicht.

Die zweite Hälfte des Albums ist erreicht und hier laufen Prefab Sprout wieder zu Hochform auf. Paddy McAloons Talent, gleich mit den ersten Worten einen Song, hier „Cornfield ablaze“, Gewicht zu verleihen, kommt voll zur Geltung:

„I saw you from the tractor the harvest had begun
You were the love child of two gods – I was the farmers akward son“

„When You get to know me better“ ist dann wieder so ein Moment, wo es bittersüß wird. Der Herumtreiber aus dem dritten Stück ist wieder zurück und warnt die Auserwählte, wenn sie ihn erst besser kennen würde, würde sie lernen, ihn weniger zu lieben. Eine Beziehung von vornherein zum scheitern verurteilt. Wirklich tragisch wirkt das trotzdem nicht.

Irgendwie passend, dass die Liebe im nun folgenden „The Gunman“ gleich zum Waffenschwinger gemacht wird. Das hatte sich ja schon im Opener des Albums angekündigt, auch wenn die Liebe da noch „nur“ die Silberkugel war.

„Love is a Gunman and no mercy has he
This time his sights are fixed on me“

Das kann man als Fatalismus deuten. In der Welt von Prefab Sprout werden solche Feststellungen jedoch rasch relativiert und die Hoffnung trägt eins der schönsten Lieder des Albums, „Blue Roses“, die im Schnee erblühen werden. Wenn das nicht hoffen lässt.

Die Versöhnung ist somit getätigt worden und zum Abschluss des Albums wird dem Hörer akustisch noch einmal zugezwinkert mit dem humorvollen „Farmyard Cat“. Die Reise ist beendet, alle Mann aussteigen. Das 21. Jahrhundert hat uns wieder.

Herausragender Song: Blue Roses
Gesamtwertung: ****

--

If I'd lived my life by what others were thinkin', the heart inside me would've died.[/FONT] [/SIZE][/FONT][/COLOR]