Re: Erkundungen – Moontears Favoriten

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moontear

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Blue Öyster Cult „Fire of unknown Origin“


Ihren Hit „The Reaper“, der klingt als spielten die Byrds auf einem Friedhof, kennt jeder. Das übrige Schaffen des Blue Öyster Cult ist hingegen weniger bekannt. Zeit also, dies zu ändern und das möchte ich mit dieser Albumbesprechung tun.

“Fire of unknown Origin“ ist das – rechnet man Live-Veröffentlichungen mit – insgesamt zehnte Album der Band und 1981 erschienen. Damals hatte das Quintett aus Long Island bereits ein Jahrzehnt gemeinsam auf dem Buckel.

Die zweite Dekade ihres Schaffens leiteten sie jedenfalls würdig ein. „Fire of unknown Origin“ vereint die Stärken der Band in neun ausnahmslos guten Songs: Kraftvolle Gitarren, wuchtige Drums, schöne aber nie triviale Melodien, dunkle und manchmal augenzwinkernde Texte, all das findet sich auf diesem Album, das schon vom Cover aus anziehend wirkt.

Blue Öyster Cult haben immer ein wenig mit dem Okkulten gespielt was sich dann hier auch zeigt: Eine ganze Schar von halb maskierten Priestern, die vom Gesicht her auch noch Kinder sein könnten. Bedrohung oder Rettung? Sich zwischen diesem Zwiespalt zu entscheiden, bleibt dem Betrachter überlassen. Und nicht nur da.

“Fire of unknown Origin took my baby away“

Im Gegensatz dazu beginnt das Album an sich dann aber ganz klassisch mit dem Titelstück, „Fire of unknown Origin“. Hier herrscht noch die Bedrohung vor: Eine Gefahr aus dem Nichts beraubt den Protagonisten seiner Liebe. Er ist machtlos, der Tod hat seine Hände im Spiel.

Der Chorgesang zu Beginn von “Burnin‘ for You“ ist dagegen aus einer ganz anderen Ecke. Jetzt herrscht wieder Harmonie vor, das Schlagzeug unterlegt eindrucksvoll die Aussage der Melodie – wir sind stark, komme was wolle.

Das Wechselspiel setzt sich fort. “Veterans of the Psychic War“ kommt als drittes Stück bedrohlich wie eine Armee in der Finsternis anmarschiert. Und immer wieder das Feuer: „We’ve been living in the flames, we’ve been eating out our brains, oh please don’t let these shakes go on”.

Auch das nächste Stück, „Sole Survivor“, ist vollgepackt mit magischen, religiösen, mystischen Bezügen, „haunted“, „holy“, „cursed with second Sight“, aber schlussendlich doch wieder ein wenig Hoffnung, denn es geht ja um einen, der überlebt hat – was auch immer.

Eigentlich hätte die A-Seite hier schon zu Ende sein können, es gibt aber noch den Nachschlag “Heavy Metal“, Titelsong einer Fantasy-Comicverfilmung, die im selben Jahr in die Kinos kam. Kein schlechtes Stück aber auch nicht unbedingt die große Bereicherung für das Album.

Klang „Heavy Metal“ doch arg nach Auftragsarbeit, hat “Vengeance (The Pact)“, das die B-Seite eröffnet, dann wieder den typischen BÖC-Stil: Düsterer Beginn, kräftige Chöre, sich bedrohlich aufbäumende Gitarren durchsetzt mit melodiös-lichten Momenten und Texte aus der Zwischenwelt.

“After Dark“ fügt sich nahtlos in dieses Schema ein. Schon wieder eine unbekannte Bedrohung, „What’s that in the corner, it’s too dark to see“. Suchten andere Künstler ihrer Zeit noch Schutz vorm Sturm, der Blue Öyster Cult sucht sich Schutz vor der Sonne.

Um den Hörer nicht vollständig in die Dunkelheit zu ziehen, setzt die Band dann im nächsten Stück doch noch zur Notbremse an. Verheißen das Vorspiel am Klavier und die ersten Zeilen noch ähnlich düsteren Tobak, verwandelt sich das Endzeitszenario dann doch noch in eine augenzwinkernde B-Movie-Satire, denn “Joan Crawford his risen from the Grave“.

Man kann das breite Grinsen förmlich sehen, welches das Quintett im Gesicht getragen haben muss, als es den Refrain einsang, später noch unterlegt von quietschenden Reifen, Alarmklingeln und ähnlicher Klangkulisse.

Aber dieser morbide Spaß sollte nicht das letzte sein, was der Hörer von diesem Album in Erinnerung behält, das wäre wohl ein wenig zu erfreulich gewesen. Nein, wir sollten immer wachsam sein und das vermittelt uns auch das letzte Stück des Albums, “Don’t turn Your Back“.

Don’t turn your back
Danger surrounds you
Don’t turn your back
To the dogs who hound you
Don’t turn your back
Don’t show your profile
You’ll never know
When it’s your turn to go

Things are not always what they seem

und mit diesen mahnenden Worten entlässt uns der Blue Öyster Cult in die Nacht hinein, denn tagsüber passt so ein Album einfach nicht richtig.

Herausragender Song: Joan Crawford has risen from the Dead
Gesamtwertung: ****

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If I'd lived my life by what others were thinkin', the heart inside me would've died.[/FONT] [/SIZE][/FONT][/COLOR]