Re: SIMONE WHITE – Yakiimo

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go1
Gang of One

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Ein sehr schönes Album, ruhig, intim und deep, dem man aufmerksam zuhören muss, um die Details nicht zu verpassen, die melodischen Wendungen und die Texte. Die Musik ist zugleich schlicht und raffiniert. Die ersten vier Songs sind so gut, dass sie die übrigen anfangs überstrahlt haben, aber mittlerweile finde ich fast alle Songs gut. Es fängt an mit „Bunny in a Bunny Suit“, einem Lied über Identität mit einer schönen Melodie, versonnen vorgetragen und von einer akustischen Gitarre begleitet; geht weiter mit dem entspannten „Candy Bar Killer“, bei dem die Band dazu kommt und vor allem das Motiv der elektrischen Gitarre im Ohr bleibt; steigert sich mit „Victoria Anne“, das aus Kindheitserinnerungen der Songschreiberin Victoria Williams eine Geschichte verfertigt und zwei hoch inspirierte musikalische Einfälle hat; und setzt noch einen drauf mit dem bezaubernden, beschwingten Liebeslied „Baby lie down with me“. Damit kann das Titelstück danach nicht mithalten, aber das langsame, zurückgelehnte und verdüsterte „A Girl you never met“ ist dann wieder stark.

Yakiimo ist ein leises, unaufdringliches und empfindungsreiches Singer-Songwriter-Album und bei näherem Hinhören vielseitiger als es zunächst wirkt (es kam mir anfangs sehr gleichförmig vor). So liegt z.B. bei „Without a Sound“ der Fokus auf den lyrics, die das Ende einer Liebesbeziehung bebildern, während der „Train Song“ mehr von seinem beschwingten Rhythmus lebt – da ist Simone White einmal auf den Spuren von Rickie Lee Jones unterwegs und Gitarrist und Geiger dürfen, nachdem der Song vorbei ist, noch ein bisschen solieren (das ist aber die Ausnahme; ansonsten müssen sich die Musiker zurückhalten). Dass Yakiimo besser sei als I am the Man denke ich nicht (der Vorgänger hatte m.E. die größeren Highlights), aber es ist auf jeden Fall sehr hörenswert (politische Songs sind diesmal allerdings nicht dabei).

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To Hell with Poverty