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Danke für Deinen ausführlichen Kommentar, grünschnabel. Habe ich gerne gelesen.
grünschnabelDas überzeugt mich nicht. Die Langeweile hatten sie zu „echt“ psychedelischen Zeiten viel intensiver kultiviert. Und falls „Echoes“ noch dazuzählt, wäre dies ein Paradebeispiel. Das war repetitive Mucke für die Zugedröhnten, deren Wahrnehmungsvermögen nur noch einer stark gedehnten Zeit gewachsen war. Und die von dir noch angeführten „Tangerine Dream“ betrieben das Prinzip der musikalischen Spannungslosigkeit noch ausgiebiger.
Ich glaube in diesem Punkt müssen wir uns damit begnügen, dass wir auf keinen gemeinsamen Nenner kommen. Für mich liegt in repetitiven Mustern zunächst kein negativer Grundtenor, da man derartiges – wie eben auch in „Echoes“ – sehr effektiv einsetzen kann. Und wenn es Dich beruhigt: Ich dröhne mich beim Musikhören prinzipiell nicht zu – und dennoch waren diese Aufnahmen für mich immer greifbar. Und gerade bei Tangerine Dream und auch einigen anderen Pink Floyd Werken lasse ich mich gerne durch die verwunschensten Keyboardwelten führen, die dieser Zeit zu entlocken waren.
grünschnabel“kleines Pop-Album“…entschieden ‚Nein‘: Wenn schon Pop (ich bezweifle, dass das hier ein glücklicher Begriff ist), dann ist TDSOTM großartig: Eine wunderbar massenkompatibel funktionierende Projektionsfläche für die Bedürfnisse der Post-Hippie-Ära. Die Texte sind so vage, dass fast jeder sein Weltbild darin unwiderlegt spiegeln kann, einzelne Zeilen hingegen klingen so anschaulich-bedeutsam[…]
Den Popbegriff hatte ich im genutzten Kontext weiter unten auf erste Verwunderungen bereits schonmal etwas näher erläutert. Natürlich ist „The dark side of the moon“ kein Popalbum im eigentlichen Sinne, vielleicht aber eines, das mittlerweile als Teil der Popkultur gesehen werden kann.
Ein paar Fragezeichen habe ich zum Nachfolgenden aber doch. Du sprichst von „funktionierenden Projektionsflächen“ – das ist sicher richtig, die Frage ist für mich aber dabei, wie gut die Angelegenheit auch auf tiefe Beobachtung funktioniert. Du sagst es ja selbst: Die Texte sind derart vage, dass sich jeder darin wiederfinden kann. „The dark side of the moon“ spricht einen jeden an, der die Reichen verlacht, mal vor dem Tod Angst bekam, irgendwann meinte verrückt zu werden oder generell allein zu sein – kurzum also so ziemlich jeden. Das ist einerseits – neben anderen Gesichtspunkten – zwar der ewige Markt dieses Albums, beim genaueren Hinsehen aber auch sein ärgstes Problem, da es im Vergleich zu vielen anderen Werken dieser Band dabei erstaunlich blass bleibt. Oder anders: Das Album erlahmt an seinen am besten gefütterten Ambitionen.
grünschnabelInsgesamt sehe ich in deiner Kritik am Album Zutreffendes, was die Beliebigkeit der Texte angeht. Das Konzept ist sicherlich inhaltlich nicht gerade subtil entwickelt. Deine Kritik an der Musik allerdings erscheint mir auch recht beliebig. Da ist m.E. recht wenig Substanz hinsichtlich der Begründungen.
…die auch keine “benennenswerte Struktur” haben. „Any colour you like“ ist ja so typisch für die Band wie nur irgendwas: Über eine Einfachstakkordfolge (Stufen I / IV) entsteht aus mehreren Jam-Sessions langsam ein Song – solcherlei Parts gibt es in „Echoes“, aber auch vielen sonstigen Songs nach Barrett zur Genüge.
Und der Aspekt der Langweiligkeit, den du mehrfach bemühst, ist mir für eine solche Besprechung zu dünn. Letztlich macht der für meine Begriffe von daher auch wenig Sinn, weil TDSOTM für ein Rockalbum bislang überraschend zeitlos erfolgreich ist – offensichtlich also kein Langweiler, kein kurzfristig modischer Hype, sondern ein Faszinosum der Rockmusik.
Ich kann Deine Anmerkungen nachvollziehen, finde es aber ungleich schwieriger die Musik selbst – wie auch immer Du es nennen magst – zu kritisieren, da die Richtwerte oftmals relativ unschlüssig sind. Ich kann einen Song nicht derlei abhandeln, dass diese oder jene Note nicht passt, der Takt zu langsam ist und ähnliches – das geht zwar auch, ist aber als umfängliche Abhandlung noch dürftiger. Für mich zählt das Gesamtwerk – und dort spielen Texte, ihr Zusammenwirken mit der Musik, die Gestaltung der Tracks, die Art der Variierungen und Ähnliches eine weitaus größere Rolle. Und gerade „Any colour you like“ wirkt auf mich mehr wie eine arg unfokussierte Fingerübung, die lediglich dem Verbund der Tracks zuträglich ist, als „Song“ aber einerseits konfus klingt, aber auch keinen wirklichen Höhepunkt erreicht, an dem er mich erreichen würde. Du nennst das „Jam“, ich nenne es langweilig und mag dabei gar nichts gegen eher improvisiert wirkende Aufnahmen allgemein etwas gesagt haben. Für mich gibt es einen gewaltigen Unterschied zwischen diesem und „Echoes“, da gerade letzterer eine erstaunliche Spannung aufbaut, sehr subtil ist und mich eine Reihe von Einzelpassagen mehr als faszinieren.
Und zu Deinem letzten Satz: Verkaufszahlen sind natürlich der letzte Beweis für die Qualitäten eines Albums, aber das weißt Du sicher selbst.
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Hold on Magnolia to that great highway moon