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Irrlicht
„The dark side of the moon“ ist kein schlechtes Album. Es ist aber auch leider kein besonders Herausragendes. Pink Floyds achtes Studioalbum hat nun leider den Nachteil, dass sich darum ein großer Mythos aufgezogen hat, dem man offensichtlich nur allzu gerne aufliegt – nämlich dem, dass es ein konzeptionell hochwertiges Album wäre. Das ist es nicht. Waters und Co. haben mit „The dark side of the moon“ ein ganz hübsches, kleines Popalbum erschaffen, das allerdings keinem einzigen Vergleich standhält und in diesem Jahrzehnt noch nicht einmal zu den drei besten Alben der Band selbst zählt. Das Album hat seine Momente, in denen es zu den psychedelischen Wurzeln zurückgreift, versammelt aber auch einiges an überambitionierter Langeweile.
Das überzeugt mich nicht. Die Langeweile hatten sie zu „echt“ psychedelischen Zeiten viel intensiver kultiviert. Und falls „Echoes“ noch dazuzählt, wäre dies ein Paradebeispiel. Das war repetitive Mucke für die Zugedröhnten, deren Wahrnehmungsvermögen nur noch einer stark gedehnten Zeit gewachsen war. Und die von dir noch angeführten „Tangerine Dream“ betrieben das Prinzip der musikalischen Spannungslosigkeit noch ausgiebiger.
„kleines Pop-Album“…entschieden ‚Nein‘: Wenn schon Pop (ich bezweifle, dass das hier ein glücklicher Begriff ist), dann ist TDSOTM großartig: Eine wunderbar massenkompatibel funktionierende Projektionsfläche für die Bedürfnisse der Post-Hippie-Ära. Die Texte sind so vage, dass fast jeder sein Weltbild darin unwiderlegt spiegeln kann, einzelne Zeilen hingegen klingen so anschaulich-bedeutsam, dass sie sich unwiderruflich im Gedächtnis verankern. Und soundmäßig sind die Jungs hier voll am Puls der Zeit (der Pop ist ja diesbezüglich immer etwas später dran als die Avantgarde). Ein besseres Popalbum könnte ich mir kaum vorstellen. Der Mythos ergab sich u.a. aus eben diesen Faktoren – und einen wie auch immer ähnlichen Mythos hat irgendwo auch jedes Album dieser Größenordnung.
Insgesamt sehe ich in deiner Kritik am Album Zutreffendes, was die Beliebigkeit der Texte angeht. Das Konzept ist sicherlich inhaltlich nicht gerade subtil entwickelt. Deine Kritik an der Musik allerdings erscheint mir auch recht beliebig. Da ist m.E. recht wenig Substanz hinsichtlich der Begründungen.
Beispiel:
Irrlicht
Während „Us and them“ in seiner Getragenheit immerhin ansehnlich hübsch war, geht mit „Any colour you like“ die große Orgie los. Ich weiß nicht, was Menschen dazu bewegt, eine derartige Nummer auf Tonträger zu bannen, aber das Konzept verlangt es wohl einfach. Gefühlte fünf Keyboards eiern sich ihre Bahn und ich bin der festen Überzeugung, dass die Nummer keine benennenswerte Struktur hat. Gilmours Gitarren sind nett eingebunden – verkommen dann aber auch zu einer relativ lahmen Feedback Nummer, die man sich in etwa so lange merken kann, wie der Track dauert. Himmel, diese Band hat Kompositionen wie „Echoes“ und „Set the controls for the heart of the sun“ entworfen!
…die auch keine “benennenswerte Struktur” haben. „Any colour you like“ ist ja so typisch für die Band wie nur irgendwas: Über eine Einfachstakkordfolge (Stufen I / IV) entsteht aus mehreren Jam-Sessions langsam ein Song – solcherlei Parts gibt es in „Echoes“, aber auch vielen sonstigen Songs nach Barrett zur Genüge.
Und der Aspekt der Langweiligkeit, den du mehrfach bemühst, ist mir für eine solche Besprechung zu dünn. Letztlich macht der für meine Begriffe von daher auch wenig Sinn, weil TDSOTM für ein Rockalbum bislang überraschend zeitlos erfolgreich ist – offensichtlich also kein Langweiler, kein kurzfristig modischer Hype, sondern ein Faszinosum der Rockmusik.
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