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IrrlichtIch finde es aber bezeichnend, dass der Todestag Thatchers vielerorts regelrecht gefeiert wurde (Du bist damals ja schon darauf eingegangen) – das verrät zumindest eine Stimmung und ob diese lediglich aus dem linken Lager kam, sei dahingestellt. Ich bezweifle, dass Waters prinzipiell gegen Thatcher wettert, zumindest „The final cut“, das den Tod des Vaters behandelt, entstand allerdings vor dem Hintergrund des Falklandkrieges, den Waters zutiefst verurteilte. Ich hatte das noch im Hinterkopf, als ich die Zeilen vorhin schrieb, dass das alles dann aber doch etwas nach „The dark side of the moon“ war, hätte mir eigentlich nicht entgehen sollen…
Die Geschichte ist ziemlich kompliziert. Ich teile die Auffassung von CTTE, dass man Thatcher viel vorwerfen kann, aber nicht den Falklandkrieg. Welcher Staat lässt sich schon gerne dermaßen demütigen und nimmt diese Demütigung auch noch hin?
Mick hat das England vor Thatcher schon grundsätzlich richtig charakterisiert. Einige der Probleme waren hausgemacht, darunter die chronische Überbewertung des Pfund Sterling, die vor allem aus politischen Gesichtspunkten resultierten und der Wirtschaft Englands nachhaltig schadeten. Dazu kam eine hohe Inflation und völlig aus dem Ruder laufende Streiks im Winter of discontent. 1979 war England bereit für radikale Maßnahmen: eine Frau an der Spitze der Regierung.
Wolfgang Doebeling hat ja in seinem Interviewband mit Mick Jagger (politisch sicher eher rechts der Mitte) und Ray Davies (Old Labour-Supporter) gesprochen und beide vertraten die Auffassung, dass Thatchter geschehen musste. Das Problem ihrer Regierungszeit waren weniger ihr Wirtschaftsliberalismus, die Privatisierungen und das Einschreiten gegen die sehr willkürlich agierenden Gewerkschaften, sondern die Art und Weise, wie sie vorging.
Anders als in Deutschland besteht im angelsächsischen Raum die Idee einer Sozialpartnerschaft zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften nicht. Das Konzept wird schlichtweg nicht verstanden, stattdessen dominiert die Idee der Konfrontation. So handelte auch Thatcher. Sie versuchte keinen Ausgleich, sondern ging mit Gewalt gegen die Gewerkschaften vor. Dazu kam der regionale Konflikt: der reiche, konservative Süden Englands gegen den armen, linken Norden. In Liverpool, Manchester oder Schottland wählt sowieso „niemand“ Tories, also braucht man sich darum nicht zu kümmern.
Diese Verachtung gegenüber „Andersdenkenden“ war bei Thatcher extrem stark ausgeprägt. Die Frau hatte schlichtweg kein Mitgefühl oder auch nur ein Bewusstsein für die Notwendigkeit von Solidarität in einer Gesellschaft. „There is no such thing as society“ ist eine ihrer schlimmsten Aussagen. Wenn es keine Gesellschaft gibt, dann kann sie auch nicht kaputtgehen. Da Thatcher so unbarmherzig vorging, ist sie auch noch heute so verhasst. Aber sie hat es sich redlich verdient, denn sie hat die soziale Struktur des UK nachhaltig beschädigt.
Im föderalen Deutschland wäre es kaum möglich gewesen, Landesteile einfach gegeneinander auszuspielen, aber im damals extrem zentralistischen England war das möglich. Außerdem genügten Thatcher knapp über 40% für eine sichere Mehrheit im Parlament und es gab keinen Koalitionspartner, der sie hätte bremsen können. Zudem war Labour eine nach deutschen Maßstäben politisch sehr rückständig und für weite Teile der Bevölkerung nicht wählbar. Das nützte natürlich Thatcher. Labour brauchte 18 Jahre, um sich zu reorganisieren und in Form von New Labour mit der Vergangenheit zu brechen. Etwa genauso lange währte die Abwesenheit der deutschen SPD von der Macht, die Gerhard Schröder ein Jahr später beendete.
Mick67Keynesianismus ist auch nur eine Theorie.
Funktioniert in Zeiten der Depression oder des Abschwungs erstaunlich gut – in Zeiten des Aufschwungs deutlich weniger.
Zustimmung zum Rest. Die argentinische Brutalo-Junta hatte das wirklich verdient.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.