Re: Labyrinths – Irrlichts Alben-Faves

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go1
Gang of One

Registriert seit: 03.11.2004

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Es freut mich, dass es hier weitergeht! :-) Und dazu mit diesem Monument von einem Album. Man muss die Texte nicht unbedingt so in den Vordergrund stellen, wie Du es tust, aber es liegt nahe, Closer vor dem Hintergrund der Leiden des Ian Curtis zu interpretieren – und es ergibt ja auch Sinn, wie Dein Text wieder einmal vorführt.

Ein paar formale Einwände kann ich aber nicht unterdrücken, auch wenn sie von anderen schon genannt worden sind. So ist es sicher eine gute Übung, sich die lyrics zu übersetzen, aber zitieren sollte man sie dennoch im englischen Original; da klingen sie einfach besser. (Und heißt es in „Isolation“ nicht: „I’m ashamed of the things I’ve been put through“, also „Ich schäme mich für das, was mir angetan wurde / was ich durchmachen musste“ – Passiv, Leidensform?)

Der Anfang des Textes liest sich ein bisschen wie der (noch unredigierte) Entwurf eines Joy Division-Features für ein Fanzine oder eine Zeitschrift – nicht wie die Würdigung eines Lieblingsalbums. Für den letzteren Zweck ist es unnötig, so ausführlich auf die Bandgeschichte einzugehen. In den ersten vier Absätzen gibt es Spielraum für Kürzungen (die Info über die Umbenennungen der Band z.B. ist irrelevant) – das dürfte den ungeduldigen Lesern entgegenkommen, denen der Text ohnehin zu lang ist.

Und Dein eigentümlicher Gebrauch des Wörtchens „wessen“ anstelle von „dessen“ und „deren“ fällt nicht nur Berlinern auf. Bedenklicher ist allerdings, dass Dein Satzbau dem Lesefluss hier und da Barrieren und Dämme errichtet – es würde helfen, öfter mal einen Punkt oder einen Strichpunkt zu setzen. Aber bevor ich anfange, wie ein Deutschlehrer zu klingen, höre ich lieber auf. Das sind ja alles Nebensachen. Die Hauptsache ist, dass hier Texte geschrieben werden, die die Musik so wichtig nehmen, wie sie es verdient – und dafür ist Dein Text ein weiteres gutes Beispiel.

Dass „Decades“ der schönste Track des Albums ist, sehe ich übrigens auch so.

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To Hell with Poverty