Re: Labyrinths – Irrlichts Alben-Faves

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irrlicht
Nihil

Registriert seit: 08.07.2007

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Bodacious CowboyGanz im Gegenteil.

Das hatte ich zugegebenermaßen auch erwartet, hätte mich sogar eher verwundert, wenn da Rückfragen und Widerspruch ausgeblieben wäre. Es gibt da bei mir zwei Ansätze, der erste ist der allgemeine, der zweite bezieht sich auf Joy Division selbst. First: Es gibt Musik, die lässt tief ins Dunkel eines Künstlers blicken, lässt Leid erleben, manchmal sogar ein Album reinen Weltschmerzes am eigenen Leib erfahren. Ich tue mir schwer Werke, die dies wagen und dabei sogar so spürbar sind, dass es zuweilen selbst die Kehle zuschnürrt, als kalt zu bezeichnen. Kalt ist für mich zunächst gefühllos, beliebig, vielleicht sogar ein wenig unglaubwürdig. Kalt sind auch jene Massenproduktionen, die Leid als tiefstes Klischee präsentieren, Liebe als reinstes Dropping von Schlagworten. Zudem halte ich es dabei wie Bender: Selbst wenn es diese Kälte auch bei Künstlern geben sollte, die sich obiger Ramschware entziehen – was wäre dabei direkt als negativ zu betrachten? Warum kann Schmerz nicht aufbauender sein, als zuweilen affektiertes Dauergrinsen, das leider einen Teil der Wirklichkeit völlig ausblendet? Gisbert zu Knyphausen hat es auf seinem neusten Werk stimmig in einem Satz begründet: „Ich will meinen Schatten wieder sehn und nicht nur das was mir gefällt, einen Mausklick weiter“.

Um zu Joy Division selbst zu kommen: Ich denke, das ist ein Erfahrung, die man nur selbst machen kann, die auch, meine ich, gar nicht auf einen Nenner zu bringen ist. Wenn ich „Closer“ – und auch den Vorgänger – vernehme, höre ich fraglos tiefsten Kummer, Zerissenheit, die Nähe zum Tod, es ist aber so: Wenn dieses Kleid einmal fällt, kann man feststellen, dass dahinter soviel Licht und Farbe versteckt ist, wie bei kaum einem Künstler. Ich denke dabei bspw. an „Atmosphere“, ein Track, der, so endgültig er ist, mir immer das Herz aufgehen lässt.

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Hold on Magnolia to that great highway moon