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Die Nebenkriegsschauplätze haben sich offensichtlich verlagert (glücklicherweise!), alle Schaulustigen sich vorerst eine Auszeit gegönnt, vielleicht der passende Zeitpunkt um hier erstmal einen Schlussstrich zu ziehen.
Wenn ich mir die letzten, dezent an Dauerkrise erinnernden Seiten so durchlese, finde ich alle meine vermeintlichen Vorurteile bestätigt, mir wird klar, was mich zunehmend an diesem Forum stört. Es sind letztlich nicht mal nur die User vom Personenschlag eines DeclanMacManus, die konstruktive Kritik mit hämischer, an Mobbing grenzender Selbstgefälligkeit verwechseln, sondern zu gewissem Anteil auch all jene, die dazu neigen jede Nichtigkeit zum Dauerrenner (und Selbstläufer) hoch zu pushen. Da wird sichtlich ohne Sinn und Zweck getratscht, unbegründete Behauptungen in den Raum geworfen, jedem mal gezeigt, dass man auch was in die Tasten hauen kann oder auch einfach nur schlecht geschlafen hat. Da wird seitenlang über das für und wider aufgeplusterter Metaphorik gezankt, ein paar Gedanken als ausgleichende Alternative haben aber (leider) die wenigsten parat. Ganz im Gegenteil, zunehmend verfallen die vermeintlichen Gegner z.T. selbst in die Rolle, die sich mit Poserei im Grunde ausreichend betiteln lässt. Die Thematik wird vollends aus den Augen verloren, an jedem Fehler eines anderen wird sich aufgegeilt, dass man sich nur noch wundern kann. Hat in seiner unfreiwilligen Komik nahezu den selben Anspruch, wie sich über die Pickel des Mitschülers lustig zu machen (und ggf. dabei mit gnädiger Miene über den eigenen Mundgeruch hinwegzusehen).
Merke gerade aber, dass ich mich selbst wieder auf ein Niveau zubewege, dass mir kaum gefällt – und bevor Clau wieder sein rhetorisches „Empörung! Skandal!“ in die Tasten haut: Vielleicht ist dem Forum ja schon dadurch geholfen, dass sich jeder mal ein wenig zurücknimmt. Ich komme zunehmend von dem Gedanken ab, dass das niedrige Niveau (und das trifft stellenweise schlicht zu, ob das vor dreißig Jahren auch schon so war, ist völlig nebensächlich) nicht mal nur auf die Neigung zurückzuführen ist, dass sich wenig über Musik als zentrales Thema geäußert wird, sondern dass den Themen, die diesen (und weiteren) Erkenntnisgewinn mit sich bringen würden eben zunehmend weniger Raum geboten wird. Ich nehme mich da ganz explizit nicht aus, aber muss aus lauter Langeweile und Spaß am Rumlabbern wirklich nahezu jeder Thread verwässert werden? Mir geht es nicht um einen sterilen Ort für die vermeintlich seriöse Garde der Kenner und Besserwisser, die rege ihrem ggf. einheitlichen und einseitigen Meinungsaustausch nachkommen kann, sondern um die Tatsache, dass – zumindest für mich – kaum ein Thread mehr ohne bemühtes Tralali und Tralala auskommt. Mag sein, dass meine Bemühung hier, die Mal zu Mal nahe am Kitsch gebaut erscheint, nicht das Aushängeschild für das Niveau ist, wie ich es mir selbst vorstelle, aber immerhin steht da etwas wie Herzblut dahinter (vielleicht liegt da ja sogar der Hase im Pfeffer), ein eigensinniger Stil ob der sich jetzt mit „vollends grauenhaft“ beschreiben lässt oder nicht. Denn: Für eine handvoll Sterne und ein gepflegtes „Tolles Album“ oder auch „Sehe ich genauso“ bedarf es keiner sprachlichen Bemühungen. Im Grunde nichtmal eines vollends funktionsfähigen Gehirns (mal so ganz überspitzt ausgedrückt). Leidenschaft? Fehlanzeige. Einfältigkeit? Galore.
Ebenso abschreckend (und befremdend) empfinde ich die Tatsache, dass sich offensichtlich zu jedem Thema geäußert werden muss. Da zeigt sich nicht das geringste Interesse am Thread, stattdessen muss der ganzen Forumswelt erzählt werden, dass man die besprochene Musik noch nie mochte, nie mögen wird, aus welch schiefen und zum Teil vollends kuriosen und widersprüchlichen Gründen auch immer, oder auch einfach nur „Irrlichts Kritiken für unlesbar“ hält und daher „auch nicht gelesen hat“, es sich aber dennoch nicht nehmen lässt auch mal kräftig mitzudiskutieren (soweit man davon sprechen mag). Ggf. findet man Irrlichts „blumenreichen Stil nur nervend“, so konsequent gerade „seinem“ Thread aus dem Weg zu gehen ist man dann aber auch wieder nicht. Und genau das ist für mich das Problem der ganzen Sache. Jeder muss über alles und zu jedem eine, am besten schon mit ausgefeiltem Urteil versehene Meinung zusammentragen, ohne Interesse werden Themen analysiert und durchforstet, alleinig dem Zweck unterworfen auch wirklich bei allem Bescheid zu wissen (oder es zumindest zu glauben). Um sich dann plötzlich vergnügt und ausnahmsweise mal sichtlich einig paradoxerweise tagelang über den Werbebanner der Welt zu echauffieren oder über die Sensationsgier (ja, genau!) einer Bildzeitung zu lästern. Seltsam, irgendwie.
Es ist so: Ich kann nur für mich sprechen und versuchen durch musikbezogene und dadurch letztlich relevante Beiträge ein Gegengewicht zu meiner eigenen Neigung, auch mal Rumzuplaudern, zu schaffen – wenn das dann allerdings so einen Rattenschwanz nach sich zieht wie zuletzt, bleibt da bei mir bis auf Ernüchterung nichts mehr übrig. Ich erwarte hier weder „Welpenschutz“ (!) noch jedweden Respekt, ein wenig Toleranz gegenüber anderer Herangehensweise wäre aber schon mal eine feine Sache und ein guter Punkt, auf dem sich auch für mich aufbauen lässt. Dass es auch völlig ohne Polemik und Steinewerferei geht, haben Beiträge wie die von pinch und Go1 bewiesen. Und auch wenn ich den Wirbel immer noch nicht ganz zuordnen kann (da textlich deutlich verringert, Metaphern eher selten und zu weiten Teilen explizit auf die Texte der Künstlerin selbst bezogen), werde ich mir einiges davon auch gerne zu Herzen nehmen, kramer, da sehe ich kein Hindernis. Ich weiß allerdings nicht, inwieweit hier überhaupt noch Interesse besteht, nach der z.T. sinnentleerten Diskussion der letzten beiden Tage und der anschließenden Räumungsaktion (kein Vorwurf, DJ, ich wöllte den leidigen Job nicht machen) gleicht der Thread ohnehin mehr einem Schlachtfeld, das man nur noch im Orkus verschwinden lassen sollte. Tja.
Ich kann nicht mehr tun, als hier noch mal mein Glück zu versuchen, (mit „beifallhaschend“ hätte und hat das übrigens wenig zu tun, kramer, mehr mit der Neigung vollends mit dem Beschriebenen „davon zufließen“) würde mir aber wünschen, dass sich im Gegenzug vielleicht auch all jene an die eigene Nase packen und letztlich mit anpacken, die schon wieder – ein kurzer Blick genügte vorhin – das sinkende Niveau des Forums kritisieren und auf fast unmissverständliche Weise mit ihrem Abzug bzw. Rückzug „drohen“. Da wäre letztlich jedem geholfen und man nähere sich Schritt für Schritt dem an, was man selbst als brauchbar erachtet.
Ich bin übrigens (mittlerweile) nicht mehr „beleidigt“ (auch wenn manche Postings durchaus darauf ausgelegt waren), mir fehlt nur der Enthusiasmus, hier noch mal etwas zu schreiben. Zumal ich, pinch, letztlich auch „bei mir geblieben bin“, diese überbordende Ader also, ja, authentisch eigentlich durchaus ist. Ich werde hier, um mal so richtig übel Werbung zu machen, Anfang Oktober bei StoneFM noch mal zu hören bzw. zu lesen sein („Vereinbarungen“ dieser Art werden schlicht eingehalten), wie ich es ansonsten handhabe wird sich zeigen. Dennoch ein Dank an alle, die sich mit mal mehr, mal weniger Interesse hier eingefunden und durchaus schöne Ergänzungen gebracht haben.
Nach der ellenlangen Standpauke (rund 170 Rückmeldungen zu „beantworten“ ist übrigens auch kein Leichtes) und dem Versuch ein wenig an das Verständnis der Leser zu appellieren, rechne ich allerdings mehr mit Allgemeinplätzen („zu viel Text“, „zu wenig Absätze“, „Selbstbeweihräucherung!“, „Heulsuse!“, „mach es doch besser!“), als mit großen Veränderungen. Vielleicht wird das bisher gefütterte Vorurteil aber auch ohne jegliche Klischees ausgehebelt. Würd mich freun.
P.S. Gewisse, themenbezogene Antworten kommen ggf. noch per pn.
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Hold on Magnolia to that great highway moon