Startseite › Foren › Das Radio-Forum › StoneFM › 20.12.2008 – Jahresrückblicke von Lucy Jordan und Herrn Rossi › Re: 20.12.2008 – Jahresrückblicke von Lucy Jordan und Herrn Rossi
Es gibt die Anekdote, dass Andy Warhol zusammen mit ihr einen Fototermin bei Robert Mapplethorpe hatte. Da er wusste, sie werde wieder unpünktlich sein, kam er mit zweistündiger Verspätung – und wartete dann trotzdem noch drei Stunden vergebens auf sie. Auf dem Heimweg traf er sie im Kaufhaus Bergdorf Goodman … Irgendwann, und das wohl schon als Teenager, muss sie für sich entschieden haben, dass Zeit für sie keine Rolle spielt. Und somit ist auch erklärt, warum es in 2008 mit einem Mal ein Album von ihr gibt, nachdem sie 19 Jahre lang kein Studio betreten hat. „Warum?“ wundert sie sich in Interviews auf die entsprechende Frage. „Ich war doch immer da, habe Filme gedreht und Clubkonzerte gegeben.“
[indent]Grace Jones – Williams’ Blood (G. Jones, W. Melvoin, L. Coleman); Hurricane, Pias/Wall of Sound.
Und wie klingt das alles? Zeitgeistiges findet sich auf diesem Album nicht, es knüpft eigentlich – wie sollte es bei dieser Frau auch anders sein? – an das an, was sie schon vorher gemacht hat. Sie hat wieder Sly & Robbie mit an Bord (einfach großartig), die sie mittlerweile als Schwester betrachten, und zeigt all diesen Möchtegern-Erotikerinnen namens Christina, Britney und auch Madonna, was weibliche Erotik ist. Auf „Williams’ Blood“ kommt nun auch Familiäres und sehr Persönliches ins Spiel, ein autobiographischer Song, in dem sie, die doch eigentlich schaumgeboren aus irgendeinem Ozean dieser Welt gekrabbelt zu sein schien, ihre eigene Entwicklung in Linie zu ihrem Großvater bringt, einem Musiker und Womanizer. So singt denn auch zum Schluss als zweite Stimme ihre Mutter Marjorie mit ihr „Amazing Grace“.
Insgesamt? Eine Renaissance, ja, und ein richtig großes Album dieses Jahres!
Rolling Stone ****/5
http://www.spex.de/3048/rezensionen.html
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