Re: Patrick Wolf – The Bachelor

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nikodemus

Registriert seit: 07.03.2004

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Ich finde schon mal gut, dass du dich wenigstens bemühst. ;-)

In der SPEX steht ja ein sehr guter Bericht über Patrick Wolf, auf den du dich wahrscheinlich beziehst, wenn du schreibst, dass The Bachelor ein Pop-Album sein soll (alles was PW bisher gemacht hat finde ich poppig, mit dem Höhepunkt auf The Magic Position). The Bachelor ist IMO eher ein Album der Kontemplation, ein Zwischenalbum, Wolf resümiert sich und sein Leben (Wie die Spex schon richtig schreibt, als Diva, die Wolf nach außen hin zu sein scheint, dreht sich das Album alleine um ihn. Umgekehrt sehe ich es so, dass durch diese Thematik das Album zu persönlich für ein Pop-Album ist und verweise nochmals auf den Vorgänger, der mit seiner klassischen, anonymen Fell-in-love-with-a-boy/girl Romantik viel besser in den Pop Rahmen gepasst hat).

Catchy Melodien finde ich hingegegen zahlreiche, auch wenn sie mich nicht direkt auf den Dancefloor treiben, wobei ich mit deinen angeführten Beispiele „Thickets“ und „Count Of Casuality“ aber konform gehe, die treiben etwas vor sich hin, welches allerdings nach dem Überpathos von „Damaris“ mir recht willkommen ist. Als eingängige Single, welches du evtl von dem Album erwartet hast, bietet sich in der Tat v.a. „Hard Times“, „Vulture“ (der blieb recht schnell in meinem Ohr) und auch die andere Zusammenarbeit mit Alec Empire, „The Battle“ an.

„Damaris“ finde ich hingegen ziemlich großartig, das theatralische Streicherarrangement, welches mir an Tindersticks erinnert, setzt ja erst im Refrain ein (von den relativ subtilen Stakkato Untermalungen in den Strophen mal abgesehen). Die Geschichte mit dem Grab der Zigeunerin Damaris, die den Sohn des Pfarrers liebt und nicht lieben darf und sich daraufhin umbringt, ist natürlich (wenngleich wohl wahr) auch sehr dramatisch und das setzt Wolf für mich gut um. Die Streicher transportieren die Trauer, die Chöre aus der Zwischen-/Unterwelt evozieren die hoffnungslosen Gedanken des Protagonisten.

Die Melodiearmut, die du beklagst, höre ich auch nicht. Gerade die Balladen „Who Will“ oder „The Sun Is Often Out“ sind ein Füllhorn von melodischer Eingängigkeit und transportieren ihre thematischen Schwere in sehr eindringlichere und (mich) berührende Weise. Das Wolf dabei immer zu viel aufträgt ist ja nicht neu, seine Musik lebt ja sehr oft von den verschiedenen Geräuschen und Instrumenten. Es gibt allerdings auch sehr viele spartanische Aufnahmen von ihm, hauptsächlich Soloaufnahmen am Klavier oder an der Ukulele (ganz großartig: die beiden Nico Cover „Afraid“ und „Ari’s Song“, das BB-Cover „I Just Wasnt Made For These Days“ sowie die Outtakes/B-Seiten Godrevy Point und Penzance).

Falls du Go1 dich doch noch mal mit The Bachelor beschäftigen möchtest, es gibt eine sehr erhellende Track-By-Track Besprechung von Patrick Wolf selbst. Kann ich gerne hier reinstellen.

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