Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Die Übermacht der Nostalgie in der Wahrnehmung von Popmusik › Re: Die Übermacht der Nostalgie in der Wahrnehmung von Popmusik
Wolfgang Doebeling Ebenso wie auf musikalischen Gebieten, die Du nur vom Hörensagen kennst (Blues, Jazz, etc.) oder die Dir ein Graus sein mögen (Musik mit Haltung, Härte, Kompromisslosigkeit, ohne einschmeichelnde Momente: nur eine Vermutung meinerseits, ich kann mich täuschen).
Das hier mal wieder Form und Inhalt verwechselt werden, scheint mir langsam in der Psyche des Autors begründet. „Haltung“ hat mit der Form, also der Musik, wie sie sich notiert darstellt, nichts zu tun. Auch mit dem Klang, also der Art, wie das notierte Stück letztlich interpretiert wird, ist Haltung nicht zu verwechseln. Da aber der Autor der zitierten Zeilen seine Haltung auch nur über kompromisslose Härte in der Wortwahl zu äußern in der Lage ist, wundert mich nicht, daß er sich Haltung nicht in einer weichen Verpackung vorstellen kann. Traurig…
Wolfgang Doebeling
Herr Nau, besagter Pauker, reagierte deshalb fassungslos, weil er nicht nur mit etwas konfrontiert wurde, das seinen Kanon, seine ihm heilige Kulturhierarchie bedrohte. Sondern vor allem, weil er es nicht verstand. Er nannte mich „Jazz-Ratte“, ein hilfloser Ausdruck von Hass und Angst. „Jazz“, weil das für ihn Unmusik schlechthin war (er verortete den Ursprung von „Satisfaction“ im „amerikanischen Busch“!), „Ratte“ wegen der langen Haare („eine Schande, so etwas hätte man früher verboten“!). Ungeziefer, you know.
Der Umstand nun, daß Du mich bzw. meine Argumentation in die geistige Nähe dieses Tyrannen rückst, in die Nähe von K-Gruppen-Spinnern, gar in die Nähe reaktionärer Pädagogik vorvergangener Zeiten, ist verräterisch.
Da wird der hilflose Versuch gestartet, sich von einem Herrn Nau abzugrenzen, der seine Kulturhirarchie bedroht sah und deshalb das Wort Jazz-Ratte für einen Stones Hörer benutzte. WD selbst darf aber freilich von musikalischen Amöben reden, denn da spricht ja nicht mehr der böse Lehrer, sondern der alles verstehende Musikkenner. Diese Kennerschaft ist ja erwiesen, er hats ja schriftlich auf der Masked Marauders LP. Deshalb ist die Verwendung des Begriffes Amöbe auch kein Zeichen von Hass, Unverständnis oder gar Angst, daß das eigene Kunstverständnis sich langsam selbst überholt, sondern eine rein objektive Beobachtung. Und daher ist natürlich die von Rossi attestierte Nähe zu Herrn Nau barer, verräterischer Unsinn…
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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame