Re: Die Übermacht der Nostalgie in der Wahrnehmung von Popmusik

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wolfgang-doebeling
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Herr Rossi@Mikko: Nein, diese Definition hätte Wolfgangs Pauker sofort unterschrieben. Dieser Kunstbegriff lebt doch von einer nicht kontrollierbaren Unterscheidung zwischen „Kunst“, auf die man sich einzulassen und an der man sich abzuarbeiten hat, und „Nicht-Kunst“ (Kitsch, Schund, Dreck …), die – selbstverständlich niedere – Triebe befriedigt. Für Wolfgangs Pauker waren die Stones „Nicht-Kunst“, Wolfgang oder Otis oder wer auch immer definiert halt irgendwas anderes als „Nicht-Kunst“. Natürlich kann jeder sofort durchdeklinieren, warum dieses und jenes für ihn „Nicht-Kunst“ ist. Das ist aber alles letztlich pseudo-objektiv, das subjektive Werturteil wird nur durch die persönliche Autorität legitimiert. Wolfgangs Pauker wird genauso wie Wolfgang selbst darauf Wert legen, dass er sich seinen Kunstbegriff erarbeitet hat, dass er das Ergebnis eines Reifungsprozesses ist. Kunst ist das Reden über Kunst und der Wettstreit um die Deutungshoheit.

Nun beginnt es sich im Kreise zu drehen. Herr Nau schrie nicht: „Setzen, Doebeling, sechs“, weil er „Satisfaction“ für Nicht-Kunst gehalten hätte. Nicht-Kunst war schließlich für ihn auch Horst Jankowski oder „Yesterday“ von den Beatles. In beiden Fällen blieb er aber entspannt, vergab gönnerhaft Durchschnittsnoten. Differenzieren, Rossi! Sowieso geht es nicht um die Frage: Kunst oder Nicht-Kunst (dieses Gegensatzpaar hast Du eingeführt). Es geht um Entwicklung und (einen etwaigen Mangel an) Konsequenzen daraus.

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