Re: Die Übermacht der Nostalgie in der Wahrnehmung von Popmusik

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herr-rossi
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lathoGrundsätzlich verteufelt hat das WD auch nicht, wenn ich das richtig gelesen habe und ich ebenfalls nicht (ich höre seit der Veröffentlichung Blondies Plastic Letters). Es geht um die Begründung: die Musik ist gut, weil sie mich an etwas erinnert – das kann eine erste Begründung sein, aber es bleibt doch letzten Endes hohl. Denn so kann es ja kein anderer nachvollziehen.

Das ist doch klar. Wer Musik nur noch mit nostalgischen Erinnerungen verbindet und sich nicht mehr dafür interessiert, neue und unbekannte Musik kennenzulernen, der ist für den Pop mehr oder weniger verloren. Kann man ja bei den meisten Freunden und Bekannten so ab Anfang 20 beobachten und übrig bleiben diejenigen, die sich weiterhin für Pop interessieren. Die trifft man dann z.B. hier, die reinen Nostalgiehörer sind hier in der Minderheit und verschwinden nach einiger Zeit wieder.

Aber wie so gerne verrührt Wolfgang verschiedene Dinge: Die Verständnislosigkeit darüber, dass erfahrene Musikhörer sich für dieses und jenes begeistern, was ihm wertlos erscheint, kann er sich nur mit Nostalgieseligkeit erklären. Ich konnte mit Bap beispielsweise nie etwas anfangen, aber der kleinen Bap-Gemeinde hier im Forum geht es doch nicht um Nostalgie, sondern um die Musik. Da muss Wolfgang also ein anderes Erklärungsmodell suchen, um das für ihn Undenkbare denkbar zu machen, um vielleicht zu verstehen, warum Menschen zu einer solchen „Selbstentblödung“ in der Lage sind.
Mein Unverständnis bezieht sich vielmehr auf das Schreckensszenario kindlichen Kulturerlebens, dass Wolfgang hier nicht zum ersten Mal entfaltet, und dem man angeblich entkommen muss. Da stellt sich mir schon die Frage, inwieweit hier autobiographische, subjektive Erfahrungen in allgemeingültige, objektivierende Behauptungen umgemünzt werden. Kein unübliches Vorgehen. Es ist eine dunkle Nostalgisierung, eine Schreckensromantik, die liebevoll gepflegt wird.

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