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IrrlichtJetzt aber. Natürlich ist musikalisches Empfinden mit einem Prozess verbunden (von mir auch „Lernprozess“, wobei mir der Ausdruck irgendwie missfällt). Man hört dieses und jenes, erkennt seine Vorlieben und entdeckt neues (soweit zum „natürlichen“ Prozess – mal ganz pauschal und wahrscheinlich oftmals nicht zutreffend, besonders bei Personen, die Musik nicht so viel Wert zugestehen, aber die lasse ich jetzt auch außen vor). Und vielleicht bin ich mit Deiner „Weiterentwicklung“ doch gar nicht so fern, mich stört lediglich auch hier das Wort an sich (daher warf ich „Verschiebung der Anschauung“ ein). Denn ich halte es – wie auch der Onkel – für keineswegs ausgeschlossen, dass man durch neue Erkenntnisse (sprich: Weiterbildung) zwangsläufig von allen alten Pfaden abkommen muss. Natürlich sollte der Geschmack im hier und jetzt sein, nicht (ständig) in der Vergangenheit stehen, aber es stößt mir übel auf, dass so manch einer „seine Jugendsünden etc.“ dann urplötzlich – geläutert und aufgeklärt; so die Schlagworte – in die ewigen Jagdgründe verbannt. Da wo noch einst innige Liebe herrschte. Natürlich kann eine spätere Ablehnung auch ein „natürlicher“ Prozess sein, Gefallen kommt und geht, aber dieses z.T. fast schon berechenbare Abwerfen von überflüssigem Ballast (alias: das was ich früher hörte) trägt dann doch einen faden Beigeschmack. Was natürlich nicht heißt, dass man als Person außerhalb jener Gemeinde, „The drift“ nicht mögen kann (ich habe mich in das Gehörte schon reichlich verguckt, zugegeben).
Letztlich: Man kann (muss nicht, wenn der Gefallen weiterhin besteht ist alles in bester Ordnung) Musik, die einstmalig zu absoluter Begeisterung führte, natürlich irgendwann ablehnen, genauso gut kann man aber auch Jugendsünden (die dann vielleicht doch noch ganz frisch, spannend und gut sind) mit neuen Entdeckungen wunderbar unter einem Hut vereinigen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Manche Musik wird man lange (oder gar immer) mögen, manche wird nach neuen musikalischen Erfahrungen tief fallen. Ganz logisch, ganz natürlich. Wenn manche nicht zu ihren „guilty pleasures“ stehen ist das was anderes.
Irrlicht
Das Problem wäre bei mir in deinem Fall hauptsächlich die Reihenfolge. Woher weiß ich (das wäre vielleicht sogar noch ansatzweise möglich), wie „gut“ ich das Album vor Jahren empfand und vor allem: War das Gefühl, die Freude, der Beistand, der Spaßfaktor größer als bei jenem Album – mit welchem ich ähnliches erlebte – das ein Jahr davor oder danach erschien ? Das ist mir irgendwie alles zu schammig, uneindeutig, unsicher. Dann lieber eine öfters geupdatete Momentaufnahme.
Die Frage ist doch eher wieso das ganze überhaupt nötig sein sollte. Warum sollten Alben verglichen werden, die das fast ausschließen? Warum muss einem ein Album immer mehr gefallen haben, mehr mitgegeben haben als ein anderes? Warum muss am Ende irgendwas die Nummer eins sein?
Ihr geht von einem falschen Grundgedanken aus. Nämlich, dass die Listen eine Aussagekraft haben. Aber auch die Momentaufnahmen selbst sind doch viel zu schwammig als dass man die ganze Sache für mehr als eine Spielerei halten kann aus der man allerhöchstens Tendenzen rauslesen kann. Tun viele hier allerdings trotzdem.
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