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dockHat die LP schon jemand gehört??
Ja, ich, ausgiebigst. Hervorragende Platte, mit ein paar kleinen Abstrichen. Und zwar meine ich in erster Linie den gewünscht haltgebenden Track Nummer Fünfzehn, der hier den Abschluss bildet. Gegen das eher frickelige Stück ist an sich nichts einzuwenden, aber es passt einfach nicht in das Konzept der anderen, die in Sachen Qualität viel weiter vorne stehen. „Cracked“ bildet einen solch eklatanten Bruch, dass man ab liebsten vorher abbrechen möchte. Zu röhrig, zu rotzig, die Stimme seltsam wie maskulin verfremdet. In Sachen Struktur ist es der kleine schwarze Fleck auf einem sehr guten Album, das vor allem mit seinen ruhigen, atmosphärischen Stücken zu brillieren weiß. „God Is Love“ zum Beispiel, das durch einen minimalistischen Fluss bis zum Schluss in Harmonie getragen wird. Gleichzeitig sorgt das Spiel der elektrischen Gitarre, mal aus dem Hintergrund kommend, mal im Vordergrund mit leichten Spitzen posierend, für eine nötige Unruhe, eine ständige spürbare Ungehaltenheit.
Mein Liebling ist allerdings „Tiny Waist“, das sich subtil aus dem Fruchtwasser des ebenso erwähnenswerten Vorgangstrack „Personal“ erhebt (hier: wunderbare Verbindung zwischen einer pluckernden Elektrischen, reduzierten Akustischen und dem belebenden, ausladenden Kammerorchester). Sehr verhaltener, abgehackter Rhythmus, Elenis Stimme zärtlich wie nie, die Gitarre steigert sich langsam zum psychedelischen Freischweben.
Die nachfolgende akustische Perle „It wasn’t the time (It was the color)“ würde mich insgesamt auch umhauen, wäre da nicht das überflüssige und aufgesetzt wirkende Kräftemessen am Ende. Mit „Little Foot“ folgt noch ein fantastischer und eingängiger Power-Pop-Song der Marke Pretenders, der mir in letzter Zeit des Öfteren als Ohrwurm diente.
Insgesamt eine Sammlung mit vielen verneigenswerten Tracks. Sie hätte nur früher Schluss machen sollen. Zum Beispiel mit der loderenden, vollkommen einnehmenden Verzerrung „I Love Planet Earth“. Trotzdem natürlich: Kaufen!
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