Re: Alela Diane – To Be Still

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go1
Gang of One

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NachtmahrBalzer did it again!

In der neuen Spex verteidigt er unter der Überschrift „Felsen in der Brandung“ noch einmal seine Thesen contra Diane, Nadler und pro Newsom („An dieser Diagnose ist nichts zu korrigieren.“).

Balzers Begründung für seine Position bleibt so dürftig wie eh und je. Er lästert über „den öden Pseudo-Naturalismus von Lagerfeuer-Gitarren-Elsen wie Alela Diane und Marissa Nadler“ – als ob man so filigranes Gitarrenspiel wie das von Nadler oder den Bandsound von To be still je an Lagerfeuern hören könnte. „Konfektioniert“, wie Balzer behauptet, ist die Musik von Nadler und Diane gewiss nicht – und „pseudo-naturalistisch“? Was soll das überhaupt heißen? Beide machen Musik, die in bestimmten (Folk-)Traditionen verwurzelt ist, aber das hindert sie nicht daran, eine eigene Handschrift zu entwickeln – sie sind einander ja ganz unähnlich (von wegen „gleichgestanztes Gesumse“). Laut Balzer stehen beide für das „Rollenmodell des süß singenden Hippie-Mädchens“, und das sei irgendwie „regressiv“. Es ist verwegen, den fahlen Gesang von Marissa Nadler als „süß“ zu bezeichnen, und auch Diane macht Dinge, die nicht mehr „niedlich“ sind – weiter oben im Thread hat ja einer bezeugt, dass ihre Registerwechsel und Vokalisen für manchen Hörer Nervpotential haben, also durchaus kantig sind. Und was zum Teufel soll „regressiv“ (also rückschrittlich, auf eine überwundene Stufe zurückfallend) sein an ihrer Musik oder ihrem Auftritt? Welches Fortschrittsideal legt Balzer zugrunde und was hat das mit Folk zu tun, einer definitionsgemäß traditionsverbundenen Musik?

Nein, Balzers „Diagnose“ hat wenig mit den Platten oder Konzerten von Diane und Nadler zu tun und viel mit seinem Interesse an einem Gegenmodell. Im neuen Artikel legt er sein Ideal offen: Künstler, „die ihre Stimme als Instrument begreifen“, die „nach eigenen, rauen, ungeschliffenen Formen suchen“ und „auf dem Zauber und der Politik stimmlicher Experimente und offensiven Missklangs bestehen“. Dass Diane und Nadler zu songorientiert und wohlklingend für Balzers Geschmack sind, ist eine Sache – ärgerlich ist aber, dass er eine Karikatur von ihnen zeichnet, um seine eigenen Lieblingskünstler im Kontrast dazu besser feiern zu können.

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To Hell with Poverty