Re: Alela Diane – To Be Still

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go1
Gang of One

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Mir gefällt das Album – es ist einfach ein weiches Himmelbett von einer Folk-Platte. Mit pastoralen Songs, die ruhig dahingleiten; das trifft meinen Geschmack. Und ich mag die farbenreichen Arrangements und den Gesang, mit all den jodelähnlichen Registerwechseln. Was für eine schöne Stimme! Warm und voll; ich könnte ihr stundenlang zuhören. Alle Songs sind zumindest hübsch; und „White as Diamonds“ und „The Ocean“ sind Meisterstücke. Bei „White as Diamonds“ verhindert übrigens das Schlagzeug, das es allzu traditionalistisch wird; das halte ich auch für sinnvoll (ich finde Otto Hausers Percussion auf dem ganzen Album gut und angemessen). To be still ist allerdings nicht frei von Schwächen: Manche Aufnahme driftet ein bißchen zu sehr und wäre etwas gestrafft noch besser (v.a. das Titelstück); und der Vergleich mit der EP ist tatsächlich nicht vorteilhaft: „Tatted Lace“ gefällt mir in der früheren Version deutlich besser, „Lady Divine“ und „Dry Grass & Shadow“ ein bißchen, und „My Brambles“ hat jetzt zwar ein verbessertes Backing, aber weniger ausdrucksvollen Gesang. Schade.

Sicher ist das keine wagemutige Musik, aber ihre Ruhe und Innigkeit ist ja auch eine Qualität. Jens Balzers „Eindruck einer großen Gediegenheit, eines selbstzufriedenen Post-Hippie-Biedermeiers“ kann ich nachvollziehen, aber ich halte diese Musik weder für „hochkonfektioniert und klischeehaft“ noch für „innerlich entleert“. Den Empfindungsreichtum und die eigene Stimme kann man Alela Diane nicht absprechen, denke ich.

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To Hell with Poverty