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krauspopWer sich oberflächlich mit ihrer Musik beschäftigt, kann manches durchaus so sehen. Großartige Analysen lese ich nicht, dafür aber launiges Rumgemeine…
ja.
nail75Ich finde man macht es sich zu einfach, wenn man die Kritik so im Vorübergehen abwatscht. Aber ich gebe zu, dass reflexartige Ablehnung leichter fällt.
ja. doch zurückgebissen gehört. insbesondere wenn die kritik umfassend sein will und gleichzeitig ins bodenlose stürzt. die vergleiche mit kolleginnen, du hast es selbst angesprochen, sind haltlos. „schwundstufe“ ist polemisch und gemein, „pseudoauthentisch“ ist idiotisch und „hochkonfektioniert“ ein stempel, den balzer seinem geschreibsel aufdrücken kann, aber keiner alela diane.
kaum jemanden sieht man in der „szene“, der verwurzelter mit seiner heimat ist, ohne dabei „native“ vorzugaukeln. da stolziert niemand auf folk, indianisches oder auf sonst ein klischee getrimmtes auf die bühne. dianes auftritt sind bar jeglicher „schreberhaften umhegtheit“. im gegenteil wirken entschlossenheit, intimität und nicht zuletzt authenzität. beispiele:
konzert siouxx/diane (04/08):
der personalwechsel vollzieht sich innerhalb weniger minuten. und nun steht alela diane vor uns. sie wird gemessen an ihrer vorgängerin. und größer könnten die gegensätze nicht sein. hier die strenge im profil, dort die weichen, runden züge. hier die fast schon rittmeisterliche kleidung mit bluse, jeans und schaftstiefeln, dort die hippieske leichtigkeit. hier das zögerliche, verstohlene lächeln, dort die herzlichkeit und unvoreingenommenheit. doch alela diane macht aus ihrem herzen keine mördergrube. mit hinweis auf ihren nachnamen ‚menig‘ verdeutlicht sie ihre zugewandtheit deutschland gegenüber und freut sich über die auftrittsmöglichkeiten. gleichzeitig bezeugt sie ihre sehnsucht nach hause, da sie bereits seit geraumer zeit toure.
konzert diane (11/08):
die heimfahrt dauerte gestern gut eine stunde. lange nicht mehr hatten wir uns so angeregt über ein konzert unterhalten. und wir beschränkten uns nicht auf „mensch, war das gut!“ oder „was für ein konzert!“. nein, wir suchten vielmehr nach den gründen unseres, ja, irgendwie glücklichseins, beseeltseins. die warme, zugleich kräftige, ausdrucksstarke und niemals wankelmütige stimme alelas hatte es uns auch an diesem abend besonders angetan. natürlich achteten wir auf das agile gitarrenspiel, jedoch blieb der blick während des konzertes unentwegt auf dem gesicht der amerikanerin aus nevada city ruhen. ablesen konnte man dort jede gefühlsregung, nuancen ihrer emotionalen bewegtheit, manchmal glaubte ich ein glänzen in ihren augen gesehen zu haben. im gesang wird sie eins mit ihren geschichten, wird, nein ist glaubhaft, ernst und stolz und vermittelt eine würde, die ich nur selten so ausgeprägt und zugleich flüchtig, weil unbestimmt und niemals intendiert, bei einem musiker vorfand.
schon im frühjahr, bei unserer ersten begegnung erschlug mich fast diese festigkeit, die nicht zuletzt ausdruck in einer disziplinierten aufstellung erhält. gegründet, als gäbe es keinen anderen ort für sie, die gitarre im anschlag, instrument und körperteil zugleich, in inniglicher verbindung zum intonieren bereit und die stimme als göttliche gabe, und ist dabei doch ein natürliches, ungetrimmtes organ. dieses unverfälschliche im gesang, diese reinheit und doch nie abwesendheit ausdrückende entrücktheit hinterlassen mich glücklich, bewegt. und wenn ich mir während des konzerts ihre mimik ansah, so war es, als würde ich in einen spiegel schauen. alela diane ist der garant dafür, dass wir, als menschheit, weiterhin ein anrecht auf dasein haben.