Re: ROLLING STONE November 2008

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go1
Gang of One

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observerDa die Lebensumstände von Kevin Barnes ja großen Einfluss auf seine Lyrics haben, finde ich diese Aspekte im Artikel alles andere als überflüssig. Die depressiven Texte auf „Hissing Fauna“ finden dadurch ja grade ihre Erklärung.

Du hast Recht damit, dass es eine inhaltliche Rechtfertigung gibt. Aber wie weit trägt die und wie konkret oder ausführlich müssen die Informationen sein? Das Phänomen, dass die Texte des Künstlers zu einem bestimmten Zeitpunkt düsterer werden, findet seine Erklärung also darin, dass er private Probleme hatte. Das überrascht mich nicht und ich finde es auch nicht besonders spannend. Und welche Probleme das im einzelnen waren, geht mich nichts an. Biographen lieben so etwas, aber ich halte es für schamlos, selbst dann noch, wenn es um Leute geht, denen Exhibitionismus nicht ganz fremd ist. Außerdem fühle ich mich immer eingeschränkt, wenn mir eine biographische Deutung der Texte aufgedrängt wird, und sei es auch vom Künstler selbst. (Ganz allgemein gesprochen. Mit Of Montreal kenne ich mich ohnehin nicht aus.)

MikkoDie persönlichen Lebensumstände gehören zu einem Künstler dazu, vor allem wenn sie so einen starken Einfluss auf seine Kunst haben.

Grundsätzlich kommt es dabei auf das Was und Wie an. Wird die Kunst dadurch wirklich erhellt oder wird sie bloß trivialisiert? Ich sehe nur zwei Rechtfertigungen für den biographischen Eifer: Entweder geht es um prägende Lebensthemen (etwa: „Seine schwere Kindheit hat Howlin‘ Wolf den Blues gegeben.“) oder am Einzelfall wird ein allgemeines Thema dargestellt (wie es z.B. im Special über Eric Clapton ansatzweise gelungen ist: Man konnte es als Fallstudie über eine Drogenkarriere lesen.)

Aber gut, das führt jetzt alles weg vom Heft. Damit’s nicht off-topic wird, noch eine Bemerkung zur Titelgeschichte: Ich fand sie keineswegs überflüssig. Erstens lese ich UNCUT nicht (UNCUT und RS zu kombinieren halte ich nicht für sinnvoll; dafür sind sich die beiden Magazine zu ähnlich, Überschneidungen sind garantiert). Zweitens regt sie dazu an, sich einige dieser Songs (wieder) anzuhören. Und drittens stehen ein paar interessante Sachen drin – ich denke an die Vorrede von Gilmour und den Kommentar von Nick Mason, die Aussage, dass die technischen Limitierungen der Musiker ihre Kreativität und Originalität gefördert haben. Die Texte sind freilich von unterschiedlicher Qualität; manche Teilnehmer geben nur ein Anekdötchen zum besten.

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To Hell with Poverty