Re: Steven Wilson

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irrlicht
Nihil

Registriert seit: 08.07.2007

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kramerHast du die Kritiken zu Wilson in den entsprechenden Fachblättern wie z.B. „Eclipsed“ gelesen? Mag sein, dass die beinharten Prog-Hörer da neue Impulse (welche eigentlich?) hören, ich nicht und die Diskussionen zu Wilson hier im Forum lassen mich nicht nur an der Existenz dieser Impulse zweifeln, ich bin sogar überzeugt, dass wirkliche Neuerungen da gar nicht erwünscht sind.

Ich bin kein „beinharter Prog-Hörer“, kenne Wilsons Werk allerdings sehr gut und weiß, dass sein Spektrum weit über dem steht, was für gewöhnlich mit rezenten Platten des Genres verbunden wird. Wilson hat ehemals, stark von Krautrock und psychedelischer Musik infiziert (u.a. von Can, Neu!, aber auch Tangerine Dream, Talk Talk und anderen) mit loop-basierten Tapes begonnen (manches davon findet sich etwa auf der im Rückblick reichlich konfusen, aber auch aufregenden „On the sunday of life…“ LP von Porcupine Tree), die sehr eigen sind und mich immernoch zum Schmunzeln bringen (so Sachen wie „Nine cats“ oder das grandiose „And the swallows dance above the sun“ – Tipp!). Das hat mit Progrock zudem im Grunde nur die grobschlächtige Kategorisierung der so called Fachpresse gemein. Steven Wilson hat über Jahre hinweg im Sektor Progrock gearbeitet, hat sich aber auch vor nahezu sämtlichen elektronischen Stilen, vor Jazz, vor großen Pop-Hymnen (etwa auf „Stupid dream“), vor finsteren Soundportraits (kaum atemberaubender zu hören, wie auf seiner Würdigung an Harmony Korine, der Titel trägt den gleichen Namen) zu keiner Zeit verschlossen. Davon ab, dass Wilson, neben Porcupine Tree und dem Sextet unter eigenem Namen, auch Projekte mit dem israelischen Pop Musiker Aviv Geffen (unter Blackfield), ein Ambientprojekt (unter Bass communion) und noch eine ganze Reihe mehr unterhält. Es gibt kaum einen Musiker, der derart weitreichend die Wurzeln ausgebreitet hat, es sei ihm also gegönnt, wenn er, wie im jüngsten Album unter eigenem Namen, persönliche Einflüsse und Inspirationen (wie unter anderem King Crimson und Genesis) quasi als Homage relativ traditionell verarbeitet. Wenn auch sehr detailverliebt und auf eine Weise, die alles andere als plump und abgekupfert nachhalt.

Es mag sein, dass sich um Steven Wilson in vielen Blättern mittlerweile der Eindruck des wohl strukturierten, latentbiederen Kunsthandwerkers herausgebildet hat – stimmen tut es allerdings nicht. Selbst in düsteren Endzeitdokumenten wie „In absentia“ oder „Fear of a blank planet“ strahlen immer mal wieder die Funken des Spielkindes und experimentierfreudigen Typs mit dem Kassettendeck durch.

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Hold on Magnolia to that great highway moon