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Sokratesdoch ich verstehe plötzlich, was songbird (im Frevert-Thread) mit „Betroffenheits-” und „Pennälerlyrik” gemeint hat – nämlich dass man sich von den Texten unangehm berührt fühlt, weil sie zu einfache, abgegriffene Bilder benutzen, wie sie vielleicht zu den formative years noch passen, aber nicht zum jetzigen Lebensgefühl.
Bin mir nicht sicher ob die Frage zu beantworten ist aber was genau berührt dich unangenehm? Gut du sagst die Texte benutzen zu einfache, abgegriffene Bilder, wie sie vielleicht zu den formative years noch passten, aber nicht zum jetzigen Lebensgefühl… zum Beispiel?
SokratesUnangenehm fiel mir weiter auf, wie Ullmann durch die deutsche Sprache stolpert – Versmaß kennt er nicht, dafür hat er aber ein Reimkonzept, das dazu führt, dass Wetter „intensiv” ist, damit eine dunkle Endsilbe entsteht, die sich, ich glaube, auf „Krieg” reimen soll.
Thees Uhlmann ist der Reim nicht wichtig, im Interview mit dem Tagesspiegel sagte er auf die Frage wie wichtig er den Reim findet: „Der Klang ist wichtiger. Ich feile so lange an den Texten, bis sie gut klingen – aber sie müssen sich nicht reimen“. Mir gefällt diese Haltung, wo steht geschrieben, Texte haben sich gefälligst zu reimen? Wo? Was spricht dagegen so zu texten wie er es tut? Ich kann auch irgendwie überhaupt nicht verstehen warum schon seit Jahren an den Inhalten seiner Texte herumgenörgelt wird, warum kann man seine sehr eigene Art zu texten nicht einfach akzeptieren? Was er in dem Interview betreff Pathos sagte fand ich ebenfalls interessant, die erste Frage lautete im englischen Pop würde man das Pathos lieben – warum nicht im deutschen, seine Antwort darauf: Das frage ich mich auch. In französischen Chansons singt man: „Du bist die Einzige, ich werd mich heute Nacht umbringen.“ In Deutschland ist das nicht angesagt, das geht den Menschen zu tief. Wir waren mal mit einer israelischen Band auf Tour, und der Sänger sagte zu mir: Ihr Deutschen habt einen Stock im Arsch, wenn es um große Gefühle geht. Das trifft es ganz gut.“ Desweiteren wurde er gefragt ob er Pathos mögen würde und er sagte: „Bei Tomte spielt eine Mischung aus Pathos im positiven Sinne und Experimentieren mit der deutschen Sprache eine Rolle. Wir dehnen den Sinn der Sprache, gehen an die grammatikalischen Grenzen.“
Warum sollte man nicht mal umdenken? Wir schreiben 2008, oder?
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