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Aus dem Musikalischen Tagebuch:
Irrlicht
Jackson C. Frank – s/t
SokratesWie gefällt Dir das Album? Ich habe neulich reingehört und nicht nachvollziehen können, warum es so abgefeiert wird. Hältst Du es für möglich, dass das traurige Schicksal des Mannes und/oder sein Einfluss auf Nick Drake dazu geführt haben, das Album nachträglich zu glorifizieren und es höher anzusiedeln als es musikalisch wert ist?
IrrlichtNun, ich habe die Musik auch über Drake’s Nachspielungen kennengelernt und auch der sehr schöne Text von mog:wai war mir bekannt. Hat mich im Grunde auch erst neugierig gemacht. Dennoch muss ich Dir hier hart wiedersprechen. Ich habe – von wenigen Ausnahmen abgesehen – noch nie etwas ähnlich eindringliches gehört. Das Album lebt in seiner warmen, tieftraurigen Atmosphäre und natürlich auch im klaren, fast zerbrechlichen Vortrag der Stimme. Bin erstaunt, dass Dir das nicht(s) (zu)sagt. Schon der Beginn mit „Blues run the game“ ist für mich eine kleine Offenbarung, doch eigentlich ist es unnötig einzelne Perlen herauszufiltern, da das Album selbst ein (fast) vollkommenes Meisterwerk ist. Höhepunkt ist dann das Triplet „Milk and honey“, „My name is Carnival“, „Dialogue“ – defintiv die beste Aneinanderreihung, die mir je auf Platte begegnet ist, zumal auch die Tracks für sich eigentlich unerreicht sind. Was ich sagen will: Womöglich lebt die Begeisterung auch zu gewissen Teilen vom „Mitfühlen“, begründet sich aber nicht dadurch. Der leider viel zu früh verstorbene Frank ist ein begnadeter Sänger und Gitarrist und vor allem auch Songwriter. Gerade das oft gecoverte „Milk and honey“ ist ein Meilenstein, der unbedingt Einzug in die Halle der größten Tracks erhalten solllte. Eindringlich, fein, drückend, traurig und dennoch aufbauend. Große Kunst.
Ich zaudere schon seit dem ersten Hören mit der Höchstwertung, ganz durchgerungen habe ich mich noch nicht. Schwebt also majestätisch immernoch zwischen **** 1/2 und *****. Dennoch bereits damit unter meinen 25 liebsten Werken. Unbedingt nochmal genauer reinhören, lieber Kai. Ich befürchte ja, dass Dir da etwas entgehen würde. Magst Du eigentlich Drake, bzw. speziell sein Werk „Pink moon“ (dem „Jackson C. Frank“ wohl am ähnlichsten ist) ?
Meine alte Wertungen (hat sich nicht viel getan, bei #9 vielleicht noch ein halber mehr).
SokratesDanke für Deine Einschätzung.
In der Kürze (meines Posts) lag die Schiefe. Ich fand Jackson nicht ganz schlecht, vor allem „Blues Run the Game” fiel mir positiv auf. Aber ich war vom weiteren Verlauf nicht so angetan, dass ich sie unbedingt haben musste. Yet another singer-songwriter of the sixties, war, grob gesagt, mein erster Eindruck.
Mein Nick Drake-Ranking wäre:
1. Leaves
2. Pink Moon
3. Bryter Layterwobei 1. für mich das (bezogen auf die Kompositionen) Fokussierteste seiner Alben ist. „Pink Moon” hat ein paar Tracks, die von der Stimmung, nicht so sehr von der zwingenden Komposition leben.
Irrlicht
Höre ich alles genauso. „Five leaves left“ ist eines meiner absoluten Lieblingsalben, noch etwas besser als „Jackson C. Frank“.
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„Weniger, aber besser.“ D. Rams