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In erkenntnistheoretische Tiefen muss man sich für dieses Problem nun wirklich nicht abseilen. So lange man sich einig ist, dass das Album da ist…:-)
Auch die Unterscheidung von Geschmacksurteilen und ästhetischen Urteilen wird, so griffig sie grundsätzlich sein mag, ab einem bestimmten (frühen) Punkt nicht mehr funktionieren, wenn es um „Überzeugungsarbeit“ geht. Das persönliche Geschmacksurteil fußt schließlich auch auf Kriterien, die nicht rein subjektiv sind, und noch so gemeißelte ästhetische Kriterien (versiertestes Gegniedel, Erreichen des dreigestrichenen C, anerkannte Verdienste um die Erweiterung des Fuzzfolkbegriffs) werden durch ein simples „Ich mags trotzdem nicht“ unnütz.
Worum es hier einzig geht, ist die Bereitschaft, seine Neigungen und Abneigungen anhand bestimmter Merkmale zu begründen, mal etwas von seiner Selbstverliebtheit und Päpstlichkeit abzuweichen und sich die Mühe zu machen, anderen seine Urteile transparenter zu machen, auch, wenn man nach 50 Seiten merkt, es ändert nichts am Grundsatzurteil. Der Reiz von solchen Diskussionen kann doch nur darin liegen, mal etwas in die Details zu gehen, zu analysieren, woher die eigenen Urteile kommen. Ob man sich dazu unbedrohlicher Formulierungen bedient oder den Sakrosankten raushängen lässt, ist dabei (IMHO) nur eine Frage der Eitelkeit und der Sozialverträglichkeit.
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the pulse of the snow was the pulse of diamonds and you wear it in your hair like a constellation