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firecrackernatürlich soll man nicht zwanghaft aktuelles hören. aber ich habe gemerkt, dass es mir besser bekommt, wenn ich den schwerpunkt auf aktuelles lege, weil ich dann das gefühl habe im hier und jetzt zu leben, statt in der vergangenheit. aber ich muss auch für’s studium vieles aus längst vergangenen zeiten lesen, vielleicht weiß ich deshalb neuere musik um so mehr wertzuschätzen.
Diese Eingangspost macht es nicht einfach, denn was ist „Aktuelles“? Das Debut einer neuen Band? Das aktuelle Album eines Künstlers, der seit 40 Jahren veröffentlicht?
Natürlich höre ich auch aktuelle Musik, von Teenage Prayers, Of Montreal, Fleet Foxes, She & Him über I Am Kloot zu Arctic Monkeys, Kitty, Daisy & Lewis oder auch Duffy.
Aber für mich spiegelt sich aktuelle Musik auch in den neuen Veröffentlichungen der aktiven Bands/Künstler, die vielleicht schon seit Jahren und Jahrzehnten regel-, oder unregelmäßig veröffentlichen.
Genauso wie Sonic Juice werde ich die aktuellen Alben von Giant Sand (seit 25 Jahren), Wilco (seit 13 Jahren), Calexico (seit 12 Jahren) oder Bright Eyes, Lambchop, Spoon, Ryan Adams schon fast blind kaufen.
Der Anteil meiner Neuanschaffungen an aktueller Musik dürfte bei max. einem Viertel liegen, der Rest sind Entdeckungen aus den letzten Jahrzehnten.
Vor allem aus den 60/70ern, aber auch aus den 80ern habe ich noch nachzuholen. Da waren es kürzlich Martha and the Muffins.
In den 90ern war ich sehr umtriebig, da gibt es für mich nicht mehr so viel zu entdecken, aber auch die ersten Faith No More Alben habe ich mir erst vor ein paar Monaten erstanden.
Nun ist es doch so, daß oft aktuelle Musik mit Musikstilen, die eher den 60/70ern zugeschrieben werden, kommunizieren. (Duffy, Winehouse, She & Him) oder sich mit Haut und Haar alter Stile verschreiben: Kitty, Daisy and Lewis oder Holly Golightly.
Das schimpft man Retro, aber diese Wechselwirkung gibt es in unterschiedlicher Intensität seit jeher.
Vor allem zeigt es auf, daß der Begriff „aktuelle Musik“ relativ schwer zu fassen ist.
Durch das reflektieren älterer Musikstile (z.B Folk, Blues, Soul) äußert sich eine Abhängigkeit, der sich doch kaum ein Musiker/Band erwehren kann.
Und ähnlich geht es mir als Hörer:
Durch Howe Gelb’s „S’no angel“ Album, bin ich auf Sister Rosetta Tharpe (Gospel) gestoßen.
Candi Staton’s „His Hands“ hat den ersten Anstoß gebracht, mich wieder näher mit Soulmusik zu beschäftigen.
Scissor Sisters regen durchaus an, sich mit dem Pop/Discosound der 70er zu beschäftigen.
Insofern ist Clau’s Statement richtig, denn im letzten Satz zielt er sicherlich nicht nur auf aktuelle Veröffentlichungen.
ClauMich interessiert natürlich auch aktuelle Musik ganz besonders. Wenn ich mich damit nicht befassen würde, müßte ich auf sehr viel sehr gute Musik verzichten. Und genau das ist mein Ziel: sehr viel sehr gute Musik kennenzulernen.
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“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko