Re: Fishing Faschos? "Rechte" Symbolik in der Popkultur

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nail75

Registriert seit: 16.10.2006

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@popkid: Sicher wird die öffentliche Wahrnehmung durch die Medien geprägt, aber es ist doch nicht verwunderlich, dass Skinheads mit Neo-Nazis gleichgesetzt wird, wenn die Mehrheit der Skinheads aus Neo-Nazis besteht und Probleme verursacht. Sicher, es sind vielleicht weniger als 95%, aber eine Minderheit sind die linken Skins doch oder würdest Du mir da widersprechen?

Die Frage, warum linke Skinheads das Vorgehen gegen rechte Skins nicht befürworten, ist bislang noch unbeantwortet geblieben.

Der Ärzte-Song kam bei mir damals ausgesprochen gut an, auch wenn die „Arschloch“-Rufe etwas primitiv fand. Auf jeden Fall fand ich die politische Äußerung als Jugendlicher gut und habe mir sogar die Single gekauft. Die habe ich immer noch. Für mich war das ein plakativer Song gegen rechte Gewalt, der Entschlossenheit gegen Rechts zum Ausdruck machte – und das unterstützte ich auf jeden Fall. In diesem Zusammenhang verstehe ich den Vorwurf der „Unwissenheit“ ganz und gar nicht.

Fevers and Mirrors95-99% aller (deutschen) Skinheads hältst Du für Neonazis? Linke oder apolitische Skins sollten aufgrund einer Verwechslungsgefahr mit Rechten („unangenehm“!) aufhören Skins zu sein oder zumindest an ihrer Gesinnung zweifeln?

Hoffe, das ist nicht Dein Ernst!?

Wie viele % aller Skinheads sind denn Deiner Ansicht nach jeweils links, unpolitisch bzw. rechts? Die Frage geht auch an Popkid. Und bitte nicht nur Berlin oder Hamburg zum Maßstab nehmen.

„An Ihrer Gesinnung zweifeln?“ Allein die Wortwahl lässt mich erschaudern. Welche „Gesinnung“ hat denn so ein unpolitischer Skinhead?

Zusatz: Ich fand gerade das „MUT-Internetportal gegen Rechstextremismus“ und dort heißt es in der Rubrik „Linke Skinheads“:

Neben der rassistischen und rechtsextremen Skinheadkultur etablierte sich in den achtziger Jahren verstärkt eine Gegenbewegung innerhalb der Skinheadszene. Neben den unpolitischen wie z.B. SHARP-Skins gab es auch linksorientiertes Skinheads, die weitaus kleinere Gruppe der Redskins.

Die Redskins sehen nicht zu Unrecht die Wurzeln ihrer Subkultur in der Arbeiterbewegung, wobei sie verkennen, dass die Arbeiterbewegung nicht automatisch fortschrittlich sein muss, sondern Teile der Arbeiterbewegung durchaus Träger von rechts-reaktionärem Gedankengut sind.

Redskins verfolgen oft klassenkämpferische Ideen und stehen linkem, zum Teil linksextremistischem Gedankengut nahe. Allerdings schaffen es die antifaschistischen Teile der Skinheadszene nicht, dem rechtsextremen Bild der Skinheadkultur langfristig etwas entgegenzusetzen. Nachdem Anfang der neunziger Jahre Demonstrationen von Redskins von der Öffentlichkeit kaum zur Kenntnis genommen wurden, leben sie oft nur in ihre eigenen Szenezusammenhänge zurückgezogen. In der Gewissheit, missverstanden zu werden, scheuen sie eine offensive Medienarbeit.

Zudem müssen sich linke Skins zumindest vorwerfen lassen, mit den rechtsextemen Assoziationen leben zu können, die das Outfit auslöst, das allen Skinheads gemein ist (von Buttons und Aufnähern abgesehen, die außerhalb der Szene aber kaum beachtet werden).

http://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/service/lexikon/s/skinheads-linke/

Außerdem habe ich einen Verfassungsschutzbericht gefunden. Besonders interessant ist dabei das Schaubild auf Seite 8:
http://www.verfassungsschutz-mv.de/cms2/Verfassungsschutz_prod/Verfassungsschutz/content_downloads/Broschueren/Rechtsextremistische_Subkulturen.pdf

Weiterer Zusatz: Aus einem Interview mit einem linken Skinhead auf der Seite „Netz gegen Nazis“:
http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/wer-mit-nazis-feiert-hat-bei-uns-nichts-zu-suchen

Frage: Wieviele Skinheads gibt es insgesamt in Deutschland?

Antwort: Wahrscheinlich einige hundert linke, während es von den unpolitischen Skins mehrere tausend gibt. Die Nazi-Skins hingegen sieht man kaum noch, weil die rechtsextreme Szene sich in ihrem Äußeren stark gewandelt hat.

F: Wie kommt es, dass weniger politische Skinheads sich nicht von Rechtsextremen distanzieren – und manche von Ihnen sogar gern Bier trinken mit Nazi-Skins?

A: Pure Dummheit. Natürlich gibt es „unpolitische“ Skinheads, die sowohl mit linken, als auch mit rechtsextremen Skins zusammen feiern. Das sind aber in der Regel Einzelpersonen. Es handelt sich eben um eine Jugendkultur und keine politische Strömung, dadurch fehlt oft die politische Sensibilität. Wenn ich selbst mit Freunden ein Konzert oder eine Party organisiere, gilt daher: Wer mit Nazis feiern geht, hat bei unseren Veranstaltungen genauso wenig zu suchen, wie die Nazis selbst.

Es gibt das Klischee von Skinheads, die nur drei Dinge mögen: Musik, Alkohol und Gewalt. Ist da etwas Wahres dran?

Also ich trinke keinen Alkohol, mag aber Musik. Was Gewalt angeht muss ich sagen, dass die eigentlich keiner von uns gut findet, manchmal ist sie aber nicht zu vermeiden. Ich glaube nicht, dass die Skinhead-Szene gewalttätiger ist als jede andere Jugendkultur. Das gleiche gilt für den Alkohol-Konsum.

Hört man als Skinhead eigentlich nur Rockmusik?

Auf keinen Fall. Ich höre sehr viel Reggae, Soul, Ska, Punk und Oi, aber auch mal Oldies oder Arbeiterlieder.

Was macht den Skinhead-Kult für Sie aus?

Einerseits die Musik, andererseits ein gepflegtes Äußeres, und der ganz Klamotten-Style. Natürlich wirkt das ziemlich martialisch, und die Leute schauen dich komisch an, aber das gehört dazu. Letztlich kann man sagen: Wir sehen am besten aus und hören die beste Musik!

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.