Re: Soll Kultur – hier Rock/Pop Musik – staatlich gefördert/subventioniert werden?

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herr-rossi
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MarBeckRossis Tochter (nur ein Beispiel, no pun intended, Roland) profitiert von dieser politischen Entscheidung, Kinder, die Fußball spielen, Skateboarden oder für die Karriere als Indie-Band-Mitglied üben, eben nicht. Deren Eltern finanzieren die Musikschulen als Steuerzahler höchstens noch mit.

Das ist aber nunmal ein Grundprinzip der Verwendung von öffentlichen Mitteln: Wer die Angebote nicht nutzt, hat eben Pech gehabt, beispielsweise wenn Auto-Individualisten den ÖPNV konsequent nicht nutzen (bitte keine Debatte zu diesem Thema, ich weiß, jeder von ihnen hat tausend Gründe, warum Bus und Bahn für ihn indiskutabel sind …)

Die Frage ist nun, mit welcher Begründung dies geschieht? Provozierend gefragt: Ist das unsägliche Blockflötengedudel einer Musikschulenschülerin förderungswürdiger als das der Bolzplatz?

Könnte es vielleicht auch sein, dass Du ein sehr verkürztes Bild von der Arbeit der Musikschulen hast, provozierende Frage mit eingerechnet? Außerdem sind die Musikschulen nicht auf „E-Musik“ eingeschränkt, Dein Indie-Gitarren-Junge kann auch an der Musikschule was lernen. Und es ist Unsinn so zu tun, als ob Sportangebote für Kinder und Jugendliche nicht gefördert würden, im Gegenteil. So stellst Du eine Zahl (500 Euro pro Schüler und Jahr) kontextlos in den Raum.

MarBeckInteressant für mich ist, das noch niemand auf die von mir geposteten Daten zur finanziellen Situation der Theater (schließt übrigens Oper, Operette, Schauspiel etc. ein). Ein Kostendeckungsgrad von gerade mal 17%, eine Auslastung von 70-75% (in Einzelfällen sogar unter 50%) und eine Subventionierung von 103 Euro pro Besucher lässt mich an der Sinnhaftigkeit der Förderung schon zweifeln. Und bei je 1 Mrd. Euro von Ländern und Gemeinden pro Jahr reden wir hier auch nicht mehr von Peanuts.

Natürlich nicht. Es behauptet auch niemand, dass jedes einzelne Haus Bestandschutz haben muss, egal, wie wenig es genutzt wird. Aber es ist doch unsinnig, Kulturangeboten vorzuwerfen, dass sie nicht kostendeckend arbeiten. Das können sie eben nunmal nur in den seltensten Fällen. Durchkommerzialiserte Lloyd-Webber-Musicals mit Rundum-Versorgung der Besucher funktionieren marktwirtschaftlich, aber kein Schauspiel- oder Opernhaus in der Provinz, egal wie künstlerisch qualitätvoll und wirtschaftlich effizient es arbeitet. Da drehen wir uns argumentativ im Kreis: Würde Kultur stets kostendeckend oder gewinnbringend funktionieren, bräuchten wir die staatliche Förderung und die ganze Diskussion nicht.

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