Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Soll Kultur – hier Rock/Pop Musik – staatlich gefördert/subventioniert werden? › Re: Soll Kultur – hier Rock/Pop Musik – staatlich gefördert/subventioniert werden?
nail75[…]
Die Franzosen fördern ihr Kino mit Millionenbeträgen. Du könntest Filme auf diesem Niveau vergessen, wenn die das über Nacht einstellten. Glücklicherweise muss sich dort niemand dafür rechtfertigen, dass er kulturelle Institutionen erhalten will.Das Abendland geht nicht unter, wenn die Kulturförderung eingestellt wird, aber das was unser Land ausmacht schon.
Wir sind Goethe.
nail75
Wenn wir nicht in der Lage sind, unser kulturelles Erbe und unsere kulturellen Institutionen zu bewahren, dann würde ich lieber in einem Land leben, das überhaupt nicht den Anspruch erhebt, an kulturellen Werten interessiert zu sein.
Wer bestimmt denn, was dieses kulturelle Erbe ist, das uns so ausmachen soll? Genau, die Förderkultur und die Mittelschicht, die gelegentlich dabei zuguckt.
Sonic JuiceDu liest aus Prinzip keine Bücher von Autoren, deren Karriere erst durch das von Dir kritisierte System ermöglicht wurden? Du wirst ja kaum einen namhaften deutschen Autoren der letzten 60 Jahre – von der Gruppe 47 über Thomas Bernhard bis Rainald Goetz – finden, dessen Karriere nicht auch durch Literaturpreise befördert wurden.
Ich lese eigentlich keine deutschen Bücher, von daher bezweifele ich generell den Sinn von Literaturpreisen, nicht aber die Qualität, die da geliefert wird, oder geliefert werden kann. Im angloamerikanischen Raum gibt es doch auch Qualität und ziemlich sicher weniger Literaturpreise – wieso soll das nicht auch anders gehen?
Sonic Juice
[…]Der Souverän durch Volksentscheid an der Kasse von Thalia?
Ist also Massengeschmack immer schlecht? Und würde das Streichen einiger Literaturpreise die Qualität der hierzulande gelesenen Literatur verschlechtern?
Sonic Juice
Wenn Dir in der Literatur die Förderung jenseits des Massentauglichen und -verkaufbaren tatsächlich nicht zusagt, verstehe ich nicht, warum Du dann nicht konsequenterweise im Film einfach ebenso die Massentauglichkeit und Selbstverkäuflichkeit als einziges Kriterium preist.
Warum sollte ich? Dass Massenerfolg gleich Qualität ist, habe ich nirgendwo gesagt. Nur dass Qualität nicht von gelegentlich inzestuösen Zirkeln festgeschrieben werden kann.
Sonic Juice
Doch nicht nur zufällig, weil Du Dich eben für dieses Medium mehr interessierst – nach dem Motto: Förderung ja, aber bitte nur für die Nischenkultur, die mir gefällt!
Neinnein, ich habe auch noch andere Hobbies… Film ist da eher kleiner angesiedelt und Lesen kann und tue ich auch.
Sonic Juice
Wer wählt denn da das Programm aus? Und wieso ist das dann gutes Kino? Warum sagt man dem Kinobetreiber nicht: richte Dich auf das Publikum aus oder schließ es ganz?
Weil es da um Bildung geht (und erinnere Dich: dafür Geld auszugeben fand ich gut…) – da gehen vor allem Schulklassen hin. Das Programm sind im Normalfall Blockbuster.
Die Filmförderung für erfolgversprechende Filme war vor einiger Zeit im Gespräch, ich erinnere mich aber nicht mehr genau, wo ich das gelesen habe, oder ob das inzwischen praktiziert wird. Ich halte das, wie oben geschrieben, für Quatsch (ebenso wie 60 Mio. für Bayreuth).
otis[…]
Ich bin nicht der Meinung, dass es keine Förderung mehr geben soll und ich bin auch nicht der Meinung, dass Qualität in der Kultur sich immer am Markt durchsetzen kann. Aber diese Subventionsmentalität von Künstlern und Theatern ist ja fast schlimmer als jene bei den Bauern früher. Dagegen habe ich etwas, hier bin ich für ein Umdenken. Auch ein Umdenken bzgl. dessen, dass bei uns die „Hochkultur“ als besonders förderungswürdig dasteht. Das war oben meine Kernaussage.
Zustimmung, genau!
otis
Wenn meine Stadt Erlangen ihren Comic-Salon unterstützt, so ist das sicher nicht verwerflich, sie kommt dafür auch in die Feuilletons und wertvoll mag es auch sein, für wen auch immer. Aber von einer Comic-Szene hier sehe ich absolut nichts; das sähe ich dann aber gern, dann wäre es gut angelegtes Geld im Sinne von Kuturförderung.
Das Stadttheater wird unterstützt, sicher auch der Kunstverein bei mir um die Ecke (grauenhafte Kunst, die ich da sehe).
Dann gibt es die Stummfilm-Tage, das Poetenfest. Alles ehrenwerte Veranstaltungen, aber wo entsteht dadurch wirkende Kultur hier vor Ort?
Dafür fehlt es bei den Jugendlichen an vielen Ecken und Enden (obwohl Erlangen sicher nicht mal schlecht abschneiden würde im Bundesvergleich).
Vielleicht sieht Latho das ja anders, der kommt auch von hier.
Hey, ich bin Zugewanderter, so wie Du! (ist nur ein bisschen her)
Was den Comic-Salon betrifft: der funktioniert ja, bildet zumindest landesweit eine Szene ab, nimmt auch neue Strömungen (Manga) auf. Es gab oder gibt ja Konkurrenzveranstaltungen in Hamburg und München, die aber Erlangen das Wasser nie abgraben konnten – da stellt sich dann schon die Frage, ob diese Veranstaltungen so sinnvoll waren.
m.c.[…]Erinnern wir uns an die Zeit vor Hitler.[…]
Lieber nicht.
wolleErlangen: internationale Jazz – Workshops!
Die, wenn mich nicht alles täuscht, in von der Stadt gestellten Räumen stattfinden, aber meines Wissens ohne große Förderung.
Whole Lotta PeteSchade, dass nur so wenige hier an der Diskussion beteiligte User zu dem Forumstreffen am 09.08. nach Würzburg kommen. Alle anderen können mal live einen Eindruck gewinnen, mit welchen geringen Mitteln sich „Subkultur“ fördern lässt.
Leider ist hier immer noch sehr viel Rede von Theatern, Oper, Kunstausstellungen, Hochschulen usw. Von direkten Beispielen oder Vorschlägen was Rock/Pop angeht lese ich wenig bis nichts.
Weil es doch erstmal um’s Grundsätzliche geht – soll Kultur überhaupt gefördert werden und wenn ja, in welchem Umfang? Danach dann: Förderung auch für die sog. „U-Kultur“?
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.