Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Soll Kultur – hier Rock/Pop Musik – staatlich gefördert/subventioniert werden? › Re: Soll Kultur – hier Rock/Pop Musik – staatlich gefördert/subventioniert werden?
MikkoWer bestimmt eigentlich, was förderungswürdig ist und welche Künstler/Institutionen finanzielle Zuwendung verdient haben? Oder anders gefragt: welche Subvention ist nötig und sinnvoll?
Das Beispiel Molotow zeigt, wenn ich das richtig verstehe, dass, von der Politik gewollt, ein ganzer Stadtteil im Wandel ist, in einem Wandel, der bezogen auf Kultur, gewachsene Szene etc, wenig Spielraum für die Überlebensfähigkeit für eben jenes Molotow übrig lässt. Da liegen die Wurzeln also viel tiefer, und sie mögen auch andernorts tiefer liegen.
Ich bin nicht der Meinung, dass es keine Förderung mehr geben soll und ich bin auch nicht der Meinung, dass Qualität in der Kultur sich immer am Markt durchsetzen kann. Aber diese Subventionsmentalität von Künstlern und Theatern ist ja fast schlimmer als jene bei den Bauern früher. Dagegen habe ich etwas, hier bin ich für ein Umdenken. Auch ein Umdenken bzgl. dessen, dass bei uns die „Hochkultur“ als besonders förderungswürdig dasteht. Das war oben meine Kernaussage.
Wenn meine Stadt Erlangen ihren Comic-Salon unterstützt, so ist das sicher nicht verwerflich, sie kommt dafür auch in die Feuilletons und wertvoll mag es auch sein, für wen auch immer. Aber von einer Comic-Szene hier sehe ich absolut nichts; das sähe ich dann aber gern, dann wäre es gut angelegtes Geld im Sinne von Kuturförderung.
Das Stadttheater wird unterstützt, sicher auch der Kunstverein bei mir um die Ecke (grauenhafte Kunst, die ich da sehe).
Dann gibt es die Stummfilm-Tage, das Poetenfest. Alles ehrenwerte Veranstaltungen, aber wo entsteht dadurch wirkende Kultur hier vor Ort?
Dafür fehlt es bei den Jugendlichen an vielen Ecken und Enden (obwohl Erlangen sicher nicht mal schlecht abschneiden würde im Bundesvergleich).
Vielleicht sieht Latho das ja anders, der kommt auch von hier.
Rossi, es stehen zigtausend Akademiker auf der Straße, warum nicht auch Künstler, die wirklich was können. Natürlich tun sie mir leid, wie die Akademiker auch, wie auch alle anderen, die kein Auskommen haben. Aber haben Künstler deshalb einen Anspruch auf Schonräume?
Du hast mit Detmold ein schönes Beispiel für eine m.W. funktionierende Kulturszene geliefert. Sicherlich auch durch die dortige Musikhochschule und vielleicht sogar noch aus der früheren Geschichte bedingt.
Schau dir Münster an. Eine Uni- und Beamtenstadt und reichlich größer als Detmold. Was machen die aus dem Geld, das in die Kultur fließt? Gibt es eine lebendige Theaterszene? Eine florierende Musikszene? Eine Kunstszene? Ich weiß es derzeit nicht, früher jedenfalls machten sie kaum was draus und das wird heute nicht allzu viel anders sein.
Schau dir dagegen Manchester an oder Liverpool. Beides sicher keine Städte, denen viel Geld für die Kulturszene zur Verfügung steht. Im Artrocker finden sich jeden Monat Berichte über das muskalische Leben in diesen Städten, ich lese das mit ausgesprochenem Staunen darüber, wie lebendig das dort alles ist. Ich weiß nicht, wie viel staatliche Förderung dafür nötig war oder ist, aber ich weiß, dass die jungen Leute dort eine echte Szene in einem riesigen Umfang bilden, und das seit zig Jahren. Von London rede ich mal gar nicht (im Vergleich zu Berlin etwa!).
Wer über die Kulturförderung im UK mehr weiß, kann das hier gern mal kund tun.
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