Re: Soll Kultur – hier Rock/Pop Musik – staatlich gefördert/subventioniert werden?

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nail75

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dougsahmWenn es denn so überfordernd ist allgemeine Ausführungen verstehen zu können, dann halt mal das jüngst erlebte reale Beispiel:

Übrigens 3: Wenn jetzt das Gegenargument 3 kommt „Kultur ist mir wichtiger als die Erfüllung von Grundbedürfnissen“, dann akzeptiere ich es sogar. Teilen brauche ich aber diesen Wertekanon wohl nicht und eine peinlich Ignoranz ist diese meine Einstellung wohl auch kaum – meine ich.

Dougsahm, Deine Argumentationsweise ist abwegig. Mit dem gesamten Geld, dass der deutsche Staat für Kulturförderung ausgibt, könntest Du die ganzen Krankenhäuser des Landes vermutlich nicht einmal einen Monat betreiben. Wir reden hier von gänzlich verschiedenen Größenordnungen. Kultur ist selbstverständlich nicht wichtiger als die Grundbedürfnisse, aber sie ist sehr wichtig, schon deshalb, weil zerstörte kulturelle Institutionen unrettbar verloren sind. Über die genaue Art der Förderung kann man immer diskutieren.

Die Bildzeitung hat auch mal vorgeschlagen, die Diäten zu kürzen, um den Bundeshaushalt zu sanieren. Es gibt 600 (unterbezahlte) Bundestagsabgeordnete. Selbst wenn man deren Diäten ersatzlos streicht, dann hat man höchstens einige dutzend Millionen gespart.

Eines sollte doch logisch sein: Wenn an deutschen Krankenhäusern Missstände herrschen, dann muss der Fehler im Gesundheitssystem gesucht werden. Deutschland hat pro Kopf die dritthöchsten Ausgaben für Gesundheit – wenn das Geld in den Klinken nicht ankommt, dann liegt es an der Verteilung des Geldes und nicht am Geld an sich.

Der bayrische Staat macht Gewinn. Er nimmt mehr ein als er ausgibt. Wenn er nicht dazu in der Lage ist, seine Schulen zu sanieren, dann könnte der Wähler ja überlegen, ob es nicht an der Zeit ist, einen Regierungswechsel vorzunehmen.

lathoDas Kino, in das ich normalerweise gehe, wäre ohne Beihilfen wohl auch schon zu (Fremdsprachen, you know?). Und so etwas meinte ich in diesem Zusammenhang auch nicht, zumal ich den Vergleich Kultur (in dem Zusammenhang, von dem ich gesprochen habe) und Straßen nicht ganz nachvollziehen kann. Und über die Strecke zur nächsten Großstadt müssen wir nicht diskutieren, da müssen wir nur „Großstadt“ festlegen.
Nochmal: eine Kulturförderung, auch jenseits von Bildungseinrichtungen und „Denkmalpflege“ ist sinnvoll und notwendig, kann aber auch anders gemacht werden als bisher. Wie otis geschrieben hat, gibt es zahlreiche Beispiele, wo man sparen könnte, wo man auch sagen könnte, richtet euch auf das Publikum aus oder schließt es ganz. Die ganze Szene hält sich doch selbst oft für eine heilige Kuh, an der nicht kritisiert werden darf, erst recht nicht grundsätzlich, weil ja eben sonst das Abendland untergeht.
Es sollte auch nicht so sein, wie jüngstens in der Filmförderung diskutiert (oder schon tatsächlich durchgeführt?), dass nur noch zu erwartende Massenspektakel Geld bekommen.

Die Franzosen fördern ihr Kino mit Millionenbeträgen. Du könntest Filme auf diesem Niveau vergessen, wenn die das über Nacht einstellten. Glücklicherweise muss sich dort niemand dafür rechtfertigen, dass er kulturelle Institutionen erhalten will.

Das Abendland geht nicht unter, wenn die Kulturförderung eingestellt wird, aber das was unser Land ausmacht schon. Wenn wir nicht in der Lage sind, unser kulturelles Erbe und unsere kulturellen Institutionen zu bewahren, dann würde ich lieber in einem Land leben, das überhaupt nicht den Anspruch erhebt, an kulturellen Werten interessiert zu sein.

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.