Re: Soll Kultur – hier Rock/Pop Musik – staatlich gefördert/subventioniert werden?

Startseite Foren Kulturgut Das musikalische Philosophicum Soll Kultur – hier Rock/Pop Musik – staatlich gefördert/subventioniert werden? Re: Soll Kultur – hier Rock/Pop Musik – staatlich gefördert/subventioniert werden?

#6723195  | PERMALINK

latho
No pretty face

Registriert seit: 04.05.2003

Beiträge: 37,712

MistadobalinaIst für mich so nicht nachvollziehbar, obwohl es sich natürlich wunderbar anhört. Für mich ist das eine ohne das andere nicht denkbar. Es gibt kein entweder/oder. Das Kind, das einen Kindergartenplatz bekommt, könnte es ja durchaus gewinnbringend sehen, wenn es später mal ins Theater gehen kann. Oder Schauspieler oder Beleuchter werden will. Bildung und Kultur gehören zum Leben, auch in der „Provinz“, sonst hängen eines Tages alle nur noch vor der Glötze.

Aber warum garantiert nur die Förderkultur „Bildung und Kultur“? Das ist doch eine der Sachen, die ich bemängele – dass eine künstliche Hochkultur geschaffen wurde, die ganze Kunst-Bereiche ausschließt und letzlich zur Abgrenzung dient.

Herr RossiNatürlich gibt es immer noch sowas wie eine Elitenkultur, die vor allem der Selbstdarstellung dient und Bayreuth ist dafür sicher das markanteste Beispiel, auch mit diesem merkwürdigen Clan an der Spitze. Aber es ist nicht repräsentativ für Bühnen in kleineren deutschen Städten, im Gegenteil.

Nein, Bayreuth ist ein relativ krasses Beispiel. Aber ich denke, auf die Fläche gesehen, dürfte es genügend Beispiele für Subventionen geben, die letzten Endes unnütz sind.

nail75Ja, Du gehörst leider auch dazu! Entsetzlich. ;(

Millionen? Kommt auf die Stadt an. Worms leistet sich millionenschwere Nibelungenfestspiele, die fast komplett ausverkauft sind und die Stadt in weiten Teilen Deutschlands erst wieder bekannt gemacht haben. Ein obskurer Literaturpreis kostet vielleicht 30.000 Euro, vermutlich weniger – ist er deshalb Verschwendung? Und natürlich wird da nicht nur Elitenkultur zelebriert, sondern Kultur, die die ganze Mittelschicht prägt und geprägt hat und auch in weniger begüterten Schichten Anhänger hat. Abgesehen davon steckt in diesen Institutionen, mögen sie auch manchmal hochgestochen sein, unser kulturelles Erbe, das man nicht einfach wegwirft.[…]

Wie oben geschrieben: unser kulturelles Erbe umfasst mehr als in der aktuellen E-Kultur stattfindet. Und durch Kürzungen von Subventionen geht auch nicht das Abendland unter.

nail75
Wer mal wissen will, wie es sich ohne (oder mit wesentlich weniger) Kulturförderung lebt, der wohne mal etwas länger in einer Stadt mittlerer Größe in den USA (sagen wir unter 200.000 Einwohner). Dort gibt es wenige kulturelle Angebote außer Kino, jedenfalls viel weniger als hier und die Entfernung zur nächsten Metropole beträgt mehrere Stunden Autofahrt. Das kann niemand ernsthaft wollen.

In Deutschland fährt keiner mehrere Stunden bis zur nächsten Großstadt… Und in den größeren Städten der USA findet ausreichend Kulturelles statt.

Sonic JuiceNur mal kurz dazu dazwischengerätscht, weil ich mich (wie auch Rossi, Mista und Nail) zu den meisten allgemeineren Punkten bereits geäußert habe (insbesondere zum dem entweder-oder-Denkfehler):
Literaturpreise gibt es zwar viele, die Preissummen sind allerdings recht überschaubar (15.000 € für einen Jahrespreisträger sind schon sehr viel), diverse Preise entstammen einem Stiftungsvermögen und die Preise sind eine der wesentlichen Einnahmequellen für alle Schriftsteller, die nicht vom Verkauf ihrer Bücher allein leben können (also mal ins Blaue hinein geschätzte 95 %). Ohne die vielfältigen Literaturpreise gäbe es in Deutschland keine Literaturszene und insbesondere keinen literarischen Nachwuchs jenseits der Massenbelletristik. Ich fände das schade.

Ich kann mich dazu eigentlich nicht äußern, weil ich die Bücher nicht lese, aber warum wird Geld, dass durch einen winzigen Förder-Kreis vergeben wird, an einen Schriftsteller gegeben, dessen einziges Merkmal sein wird, gerade eben diesen Preis bekommen zu haben? Und wieso ist das dann gute Literatur – gerade hier ist es doch so, dass es eine überschaubare Szene aus Schriftstellern, Gremien und Kleinverlagen gibt, die sich das Geld gegenseitig zuschanzen und sich dabei versichern, sie förderten die hohe Kunst der Literatur, deren Definition aber widerum nur von ihnen verfasst wurde.

--

If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.