Re: Soll Kultur – hier Rock/Pop Musik – staatlich gefördert/subventioniert werden?

Startseite Foren Kulturgut Das musikalische Philosophicum Soll Kultur – hier Rock/Pop Musik – staatlich gefördert/subventioniert werden? Re: Soll Kultur – hier Rock/Pop Musik – staatlich gefördert/subventioniert werden?

#6723169  | PERMALINK

nail75

Registriert seit: 16.10.2006

Beiträge: 45,074

lathoUnd hoffentlich auch für mich. Und wenn Du schon am Rummaulen bist, dann sag doch gleich mal, was Du alles fördern willst. Gewisse Sachen, die ich als „Denkmalschutz“ bezeichnet habe, muss der Staat leisten, weil da dann kein Gewinnstreben dahinter stecken kann, ohne die Sache ins Absurde zu führen, wie oben bereits beschrieben. Keiner hat gesagt, dass das ganz aufgegeben werden soll. Worum es mir (und wahrscheinlich auch otis ging) ist doch die Frage: wie weit die staatliche Kulturförderung gehen muss. Muss jede Kleinstadt Millionen bereit stellen, um sich ein durchgehend bespieltes Theater zu leisten? Muss ich das auch noch subventionieren, dass jeder Platz billig wird und die Üblichen, nämlich die, die das Geld haben, nicht allzu viel ausgeben? Von obskuren Literaturpreisen bis Duodez-Orchestern gibt es da eine ganze Menge, was ich unnütz finde.
Diese ganze Förderkultur funktioniert ja inzwischen gar nicht mehr ohne Staatsknete, selbst wenn die Leute in Massen interessiert wären. Und letzten Endes wird da doch eine Hochkultur zelebriert, die vor allem zu einem dient: sich von den (aus welchen Gründen auch immer) nicht Teilhabenden abheben will. Oder besteht das Schaulaufen in Bayreuth etwa aus lauter Fachmännern/frauen?

Ja, Du gehörst leider auch dazu! Entsetzlich. ;(

Millionen? Kommt auf die Stadt an. Worms leistet sich millionenschwere Nibelungenfestspiele, die fast komplett ausverkauft sind und die Stadt in weiten Teilen Deutschlands erst wieder bekannt gemacht haben. Ein obskurer Literaturpreis kostet vielleicht 30.000 Euro, vermutlich weniger – ist er deshalb Verschwendung? Und natürlich wird da nicht nur Elitenkultur zelebriert, sondern Kultur, die die ganze Mittelschicht prägt und geprägt hat und auch in weniger begüterten Schichten Anhänger hat. Abgesehen davon steckt in diesen Institutionen, mögen sie auch manchmal hochgestochen sein, unser kulturelles Erbe, das man nicht einfach wegwirft.

Weitere inhaltliche Kritik siehe unten.

Herr Rossi
Ich komme aus Detmold, einer Kreisstadt (50.000 Ew.) mit einer Musikhochschule, einem Theater (größte Wanderbühne Europas), zwei überregional bedeutende Museen, einer wissenschaftlichen Bibliothek usw. Brauchen wir alles nicht, genügt doch, wenn es sowas in Hamburg und in Berlin gibt? Kultur findet in Deutschland auch in der „Provinz“ statt und nicht nur in den Metropolen, das ist eine historisch bedingte Besonderheit, die wir würdigen sollten.
Die Musikhochschule Detmold hat einen hohen Anteil von Studierenden aus Fernost. Es gibt also offensichtlich Menschen, die genau das zu schätzen wissen, was hier als überflüssiger Tand abgetan wird.

Wer mal wissen will, wie es sich ohne (oder mit wesentlich weniger) Kulturförderung lebt, der wohne mal etwas länger in einer Stadt mittlerer Größe in den USA (sagen wir unter 200.000 Einwohner). Dort gibt es wenige kulturelle Angebote außer Kino, jedenfalls viel weniger als hier und die Entfernung zur nächsten Metropole beträgt mehrere Stunden Autofahrt. Das kann niemand ernsthaft wollen.

--

Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.