Re: Soll Kultur – hier Rock/Pop Musik – staatlich gefördert/subventioniert werden?

Startseite Foren Kulturgut Das musikalische Philosophicum Soll Kultur – hier Rock/Pop Musik – staatlich gefördert/subventioniert werden? Re: Soll Kultur – hier Rock/Pop Musik – staatlich gefördert/subventioniert werden?

#6723135  | PERMALINK

nail75

Registriert seit: 16.10.2006

Beiträge: 45,074

Herr RossiIch bin einigermaßen geplättet, wie hier fast alle in die „Weg mit Kultursubventionen“-Rufe einstimmen. Führt Euch mal vor Augen, wieviele hochqualifzierte Leute mit langjähriger Ausbildung man benötigt, um nur eine einzige Symphonie, geschweige denn eine Oper aufzuführen? E-Musik benötigt einen gesicherten institutionellen Rahmen und einen sehr langen Atem, die gedeiht nicht in Probekellern, auf Stadtfesten und auf Myspace-Seiten, das kann man überhaupt nicht mit Popmusik vergleichen.

Natürlich ist Kultursponsoring wichtig und wird ja auch schon längst betrieben, aber es ist völlig utopisch zu glauben, der Staat könne sich aus der Kulturpflege zurückziehen und Museen, Bibliotheken, Schauspiel- und Opernhäuser ihrem privatwirtschaftlichen Schicksal zu überlassen. Wie weiter oben ganz richtig gesagt wurde, sind die so genannten „Kultursubventionen“ nun nicht gerade der größte Posten in den öffentlichen Haushalten, im Gegenteil. Der minimale Spareffekt stünde in keinem Verhältnis zur fahrlässigen Zerstörung unseres kulturellen Erbes.

Ich schließe mich Rossi und Sonic Juice u.a. inhaltlich voll an.

Wer sich jetzt wundert: Meine Kritik an den Förderungswünschen des Molotow zielte vor allem auf die undurchsichtigen Begründungen und inhaltlichen Widersprüche in der Argumentation. Außerdem bin ich nicht der Meinung, dass der Staat zwangsläufig einspringen muss, wenn ein Club von der Schließung bedroht ist.

Die allgemeine Kulturförderung ist aber natürlich immens wichtig und meiner Ansicht nach auf jeden Fall erhaltenswert. Dazu zählt natürlich auch die Popmusik. In welcher Form die Förderung geschieht, durch direkte Geldbeiträge, Bereitstellung von Proberäumen, Projekte, Festivals oder durch vergünstigte Mieten usw. kann man im Einzelfall diskutieren. Dass Popmusik vom finanziellen Bedarf her weniger förderungsbedürftig ist als klassische Musik, wurde ja bereits erörtert. Aber die Einstellung: „Ich muss von meiner Hände Arbeit leben, Künstler sollen das auch“ zeugt von einem grundsätzlichen Unverständnis des Kunstbetriebs, der ganz allgemein nicht nur oder nicht hauptsächlich nach den Gesetzen des Marktes funktioniert – jedenfalls nicht in den letzten 2000 Jahren der Menschheitsgeschichte.

--

Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.