Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Soll Kultur – hier Rock/Pop Musik – staatlich gefördert/subventioniert werden? › Re: Soll Kultur – hier Rock/Pop Musik – staatlich gefördert/subventioniert werden?
Herr RossiIch bin einigermaßen geplättet, wie hier fast alle in die „Weg mit Kultursubventionen“-Rufe einstimmen. Führt Euch mal vor Augen, wieviele hochqualifzierte Leute mit langjähriger Ausbildung man benötigt, um nur eine einzige Symphonie, geschweige denn eine Oper aufzuführen? E-Musik benötigt einen gesicherten institutionellen Rahmen und einen sehr langen Atem, die gedeiht nicht in Probekellern, auf Stadtfesten und auf Myspace-Seiten, das kann man überhaupt nicht mit Popmusik vergleichen.
Natürlich ist Kultursponsoring wichtig und wird ja auch schon längst betrieben, aber es ist völlig utopisch zu glauben, der Staat könne sich aus der Kulturpflege zurückziehen und Museen, Bibliotheken, Schauspiel- und Opernhäuser ihrem privatwirtschaftlichen Schicksal zu überlassen. Wie weiter oben ganz richtig gesagt wurde, sind die so genannten „Kultursubventionen“ nun nicht gerade der größte Posten in den öffentlichen Haushalten, im Gegenteil. Der minimale Spareffekt stünde in keinem Verhältnis zur fahrlässigen Zerstörung unseres kulturellen Erbes.
Das ist schon richtig und so etwas wie Denkmalpflege (und dann rechne ich der Einfachkeit halber mal die klassische Musik dazu) muss letzten Endes Aufgabe des Staates sein. Grundsätzlich bestreite ich das gar nicht. Nur: wie weit soll das gehen? Es gibt ja in Deutschland die Unterschiede zwischen E-Kultur (gefördert) und U-Kultur (um Gottes Willen!). Während die eine, fast komplett am Staatssäckel hängend (und sich dementsprechend auch formend) unterstützt wird, geht die andere teilweise schon bei Grundbedürfnissen leer aus. Es ist natürlich unsinnig, etwas zu fördern, was sich sowieso gut verkauft, auf der anderen Seite haben Bands doch genügend Anlaufschwierigkeiten (denn Unterstützung von Seiten der Industrie gibt es ja auch nur für massenkompatible Ware), gegen die man relativ einfach etwas tun könnte. Und wenn ich mir ansehe, was im Allgemeinen so gesponsort wird, denke ich schon, dass man das eine oder andere „Dicherfestival“ oder das Niedrighalten von Eintrittspreisen (also komplett, nicht nur die ermäßigten Karten) im Stadttheater nicht unbedingt machen muss.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.