Re: Soll Kultur – hier Rock/Pop Musik – staatlich gefördert/subventioniert werden?

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dougsahm
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Herr RossiIch bin einigermaßen geplättet, wie hier fast alle in die „Weg mit Kultursubventionen“-Rufe einstimmen. Führt Euch mal vor Augen, wieviele hochqualifzierte Leute mit langjähriger Ausbildung man benötigt, um nur eine einzige Symphonie, geschweige denn eine Oper aufzuführen? E-Musik benötigt einen gesicherten institutionellen Rahmen und einen sehr langen Atem, die gedeiht nicht in Probekellern, auf Stadtfesten und auf Myspace-Seiten, das kann man überhaupt nicht mit Popmusik vergleichen.

Natürlich ist Kultursponsoring wichtig und wird ja auch schon längst betrieben, aber es ist völlig utopisch zu glauben, der Staat könne sich aus der Kulturpflege zurückziehen und Museen, Bibliotheken, Schauspiel- und Opernhäuser ihrem privatwirtschaftlichen Schicksal zu überlassen. Wie weiter oben ganz richtig gesagt wurde, sind die so genannten „Kultursubventionen“ nun nicht gerade der größte Posten in den öffentlichen Haushalten, im Gegenteil. Der minimale Spareffekt stünde in keinem Verhältnis zur fahrlässigen Zerstörung unseres kulturellen Erbes.

Gerade deshalb bin ich mir sicher, dass das Arbeitsplatzvolumen bei einer Umleitung der Gelder (o.k. ist nicht dein pers. Argument – passt nur gerade zu gut) in zB. Gesundheit / Pflege oder Bildung etc. dort gleichzeitig entsprechende Beschäftigungsverhältnisse entstehen.

@sonic und andere: Ich reite auch deshalb so auf der Thematik „ist es eine hoheitliche Aufgabe ?“ rum, weil genau in anderen Bereichen diese Begründung staatlicherseits für schmerzhafte Streichungen, die ebenfalls im Haushalt vernachlässigbar sind, herangezogen wird. Beispiel: In Bayern wurde vor 3 Jahre die öffentliche Ernähr.beratung abgeschafft. Wenn ich die ganzen Personal- und Sachkosten auf 1 Bürger umlege, kostete ihn diese Beratung 80 ct. Steuergelder pro Jahr (ohne Pensionsrückstellungen). Es ist keine hoheitliche Aufgabe – so wurde es begründet. Obwohl es allen klar war, dass ein exzellenter ROI vorhanden ist. Und ich antworte wieder mit der Maslov’schen Bedürfnispyramide: Wenn schon Grundbedürfnisse wie Gesundheit nichts mit hoheitlichen Aufgaben zu tun haben sollen, kann man nicht argumentieren, dass für die obere Spitze der Pyramide, der Erfahrung ästhetischer Erlebnisse, auf einmal staatliches Eingreifen angebrachter ist.

Dass die absolute Höhe des Spareffektes gering ist, bleibt natürlich unstrittig. Dass das Kulturerbe beeinträchtigt ist ebenfalls. Klassischer Zielkonflikt. Ich könnte noch länger über das Thema schreiben – verfolge dieses Thema seit Jahren. Will an dieser Stelle den Thread aber nicht noch durch weitere Beispiele aufblähen, wenn hier schon kein Grundkonsens besteht.

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