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gypsy tail wind
Übrigens, was Bass betrifft: ich glaub etwas, was mich an „Changeless“ auch ein wenig stört ist, dass Peacocks Bass viel zeit-typischer und mit mehr Höhen eingefangen ist als Konshaug/Eicher das gemacht hätten. Da fehlt etwas der Boden, der doch gerade bei solchen Vamp-Experimenten wie den ersten drei Tracks enorm wichtig ist.
aber das ist doch der bestaufgenommene bass der ganzen jazzgeschichte! wenn einen das nicht überzeugt, sollte man sich neue abspieltechnik kaufen.
ernsthaft, im ersten stück ist das, was peacock macht (und der spielt hier ja wirklich eher solistisch, hoch, kommentierend, überhaupt kein fundament), so präsent wie sonst nie, in der ganzen palette von singend bis funky. und auch jarretts pedalorgie am schluss finde ich in bestimmten momenten (auf den rahmen und die eigene stimmung bezogen) unglaublich toll.
egal, von mir gibt es da immer den gleichen text: klaviertrios, die sowas wagen, gibt es im jazz sonst nicht – da mag ich nicht einzelne aufnahmen, momente oder tracks kritisieren, als sei das gesamtkonzept eine selbstverständlichkeit. man braucht sich nur mal umhören, von bill evans bis brad mehldau, und man merkt, dass ansonsten einfach mehr sicherheitsnetze hängen.
auch STANDARDS LIVE finde ich toll, obwohl das mit STELLA BY STARLIGHT völlig missglückt beginnt – weil ich dem findungsprozess ZUHÖREN kann, weil alles transparent ist und ich nirgendwo als beim jarrett-trio besser verstehe, was kollektives improvisieren im jazz heißt oder heißen kann. und das ist was anderes, als perfekte destillate produziert zu bekommen, die – je nach zeitgeschmack oder forumsnutzung – mal als klassiker, mal als überschätzt eingeordnet werden. es ist der prozess des musikmachens und der moment des -sich-ereignen-lassens, der bei jarrett im vordergrund steht.
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