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toller beitrag, wenngleich ich als banalität einräumen möchte: würde es mir gelingen, eine ziemlich teure karte für ein schnell ausverkauftes jarrett-konzert zu reservieren, mich kurz vorher eine erkältung überkommt, ich mich dann nicht ganz auskuriert, aber voller vorfreude zum veranstaltungsort schleppe und wahrscheinlich zuletzt daran denke, dort als huster zum problem zu werden – man könnte dafür verständnis haben. noch dazu, wenn der in mehrerer hinsicht fragile künstler, der auch mal krankheitsbedingt mehrere jahre gar nicht ans klavier geht, immer wieder behauptet, jeder auftritt könne sowieso der letzte sein – würde ich das mir zu verpassen erlauben? (ich habe so abbey lincolns letzten europa-auftritt in zürich verpasst und ärgere mich darüber immer noch schwarz).
aber zur editionsproblematik von gypsy: man verkennt, wenn man so denkt, natürlich, dass jarretts improvisationsidee soweit geht (und dabei auf höhrerer eben wieder in kontrollwahn umschlägt), dass er auch misglückte, mislungene abende, stücke, momente dokumentieren lässt. die SUN BEAR konzerte wurden damals als zumutung empfunden, weil sie keine edierten meisterwerke waren. ich glaube aber trotzdem nicht, dass jarrett denkt, jeder ton, den er spielt, ist gold und muss präsentiert werden. er will zeigen, auf welcher grundlage seine musik über sich und ihn hinauswächst und wie besonders das ist, wenn es gelingt.
aber: es gibt editorische eingriffe. gestern habe ich nochmal die TRIBUTE gehört, genauer die entwicklung vom standard „solar“ in den vamp (über die jarrett- oder jarrett-trio-vamps müssen wir sowieso noch sprechen) „sun prayer“, was so auf dem album grandios wirkt, mir aber sehr präzise und ziemlich manipulativ aneinandergeschnitten scheint…
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