Re: Keith Jarrett

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gypsy-tail-wind
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vorgartenCARNEGIE kenne ich auch nicht, aber selbst wenn wäre ich mit dem taylor-vergleich überfordert, weil ich mich nie vertieft mit taylor beschäftigt habe. jarretts spielweise auf RADIANCE kam mir immer sehr originell vor, im vergleich zu anderen piano-solo-alben (da kenne ich von taylor z.b. willisau, die gefiel mir von ihm bisher auch am besten), aber auch im vergleich zu jarretts sonstigen alben.

Solo ist bei Taylor immer hörenswert – und Willisau war eine Sternstunde! (Was schelte ich mich noch immer, dass ich da nicht vor Ort war!). „For Olim“ (teil der Soulnote/Blacksaint-Box) oder „Dark to Themselves“ (Enja) wären da weitere Einstiegsempfehlungen. „Garden“ (zwei Volumes, Hat) scheint geplant zu sein als Reissue.
Die wirklich „harten“ Sachen von Taylor sind aber die Unit-Aufnahmen, beginnend mit dem grossartigen „Nefertiti, the Beautiful One Has Come“ (Revenant 2CD mit den kompletten Aufnahmen, Jimmy Lyons und Sunny Murray sind dabei – auf der „Holy Ghost“-Box von Ayler gibt’s noch ein 20-minütiges Stück, in dem die Gruppe zum Quartett wird – heftig, historisch bedeutsam, grossartig! Eine japanische Ausgabe von „Nefertiti“ mit allen Stücken gibt’s glaub ich auch noch). Spätere Tips wären etwa „One Too Many Salty Swift and Not Goodbye“ (Hat 2CD), die Duos mit Roach (2CD, auch in der Blacksaint/Soulnote-Box) und Anthony Braxton (eins auf Blacksaint in der Braxton-Box, das andere bei Hat), das Feel Trio mit William Parker & Tony Oxley (ich kenne und liebe v.a. die 10CD-Box „Two T’s for a Lovely T“ (Codanza), muss mich auch mal noch um den Rest kümmern… Taylors Diskographie ist riesig, es gibt bestimmt noch ein Dutzend andere zentrale Werke, aber das ginge hier zu weit!

Hab jetzt grad „Radiance“ aufgelegt. Hab das Gefühl, ich hab sie seit kurz nach dem Erscheinen (2005) nicht mehr angehört. In den Liners von Jarrett gibt er ein paar Erklärungen ab:

The first 13 tracks are discrete pieces drawn from each previous piece, and constitute the entire concert in Osaka. The second piece would not have existed without the first, etc. The audience in Japan also was not prepared for this format, so you will notice no applause at times. Not so strangely, this gave me a chance to really know what to play next. It was a gift to have no applause. Not so much of a gift was the coughing, but still, after experimenting with taking some of the coughs out of the mix, I opted for everything to be there. The event lays itself out as it happened. I was slightly shocked to notice that the concert had arranged itself into a musical structure despite my every effort to be oblivious to the overall outcome. I should not have felt this way, however, for the subconscious musical choices of sequence were made out of the personal need for the next thing. This is what one should keep in mind while listening. We are all players and we are all being played.

~ Keith Jarrett, aus den Liner Notes zu: Keith Jarrett – Radiance, ECM 1960/61, 2005

Dieses Geschwafel ist manchmal schon etwas grenzwertig (we are all being played… the event lays itself out… das Unterbewusstsein…), denn vieles davon ist ja doch sehr trivial. Aber egal, was er zum Gehuste schreibt klingt hier für einmal recht gelassen.
Was mich ein wenig wundert: ein Musiker, der vorgibt, dermassen von seiner eigenen Musik, seiner Erfindungsgabe, der Hingabe an den Augenblick, absorbiert zu sein – warum lässt er sich so leicht aus dieser „Zone“ zurück in die Realität reissen? Warum steht er nicht viel mehr drüber?

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