Re: Keith Jarrett

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icculus66

Registriert seit: 09.01.2007

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Hurra, ich bin drin!

Okay. Aus dem Booklet zu „Setting Standards“ von Peter Rüedi mit dem Titel
„Die Kunst der Anverwandlung“ (dort auch ins Englische übersetzt als „The Art of Metamorphosis“):

„… „Ich galt ja“, sagte er rückblickend 1989, „seit meinen Solokonzerten als eine Art Großgrundbesitzer an eigener Musik, einer, der auf die Bühne steigt und jedes mal wie auf Bestellung etwas Neues erfindet. Ich realisierte also, dass die Leute es für selbstverständlich erachteten, dass einer seine eigene Musik spielt. Nun wollte ich demonstrieren, dass Musik aus Musik entsteht, aus Ideen, aus Material, das man nicht besitzen muss.“ Darum überlegte er sich die Hinwendung zur „Musik Anderer“. Das meinte zum einen den Rückgriff auf scheinbar vertraute Positionen innerhalb des Jazz, scheinbar „alte“ stilistische Positionen (wie den BeBop) und auf Vorlagen, die lange, wie andererseits der Blues, die lingua franca des Jazz ausmachten. Zum anderen bedeutete es die Hinwendung zur Kunst der Interpretation – die Hingabe an große komponierte Werke hauptsächlich der europäischen Musikgeschichte. …“

Gleich am Anfang lesen wir Folgendes:

“ …Keith Jarrett hatten seine frei improvisierten Solokonzerte seit Mitte der siebziger Jahre nicht weniger als Weltruhm eingetragen. Allein, sie setzten ihn unter wachsenden Druck – die Konzerte selbst, noch mehr aber die immer unverschämteren Erwartungen des Publikums, das einem magischen Schöpfungsakt beiwohnen wollte, der Erschaffung von Kunst aus dem Nichts, oder aber der Selbstverbrennung eines virtuosen Genies …“

Die Arte-Dokumentation über Jarrett gibt es übrigens auf einer DVD mit dem Titel „The Art of Improvisation“. Sehr zu empfehlen.

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Free Jazz doesn't seem to care about getting paid, it sounds like truth. (Henry Rollins, Jan. 2013)