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FriedrichWie kommt es eigentlich, dass Keith Jarrett sich auf diese zwei gegensätzlichen Linien festgelegt hat: einerseits das Spielen von Standards im klassischen Pianotrio-Format, also ein Abarbeiten an der Tradition mit all den Bezügen und Konnotationen, die da mit reinspielen, und andererseits die völlig voraussetzunslosen, frei improvisierten Solokonzerte?
Hat er sich selber mal dazu geäußert oder hat einer von euch eine Erklärung dafür?
Friedrich
ich habe jetzt zwar das booklet zu SETTING STANDARDS nicht (dessen inhalt icculus ja auch nicht preisgibt), aber ich kann diesen gegensatz nicht teilen. A MELODY AT NIGHT WITH YOU ist eine piano-solo-standard-platte. und das trio hat von anfang an immer auch frei improvisierende momente gehabt (das sind oft die magischen momente, die in einem trio-konzert von vielen herbeigesehnt werden…).
die ersten standard-sessions beinhalteten ja auch das frei improvisierte material, was später auf CHANGES veröffentlicht wurde. dann gab es noch CHANGELESS, das diese momente während einer live-tournee auf einer platte versammelte (insofern war das hier eher label-politik, beide musikalischen ansätze zu trennen, die im konzert nacheinander stattfanden).
dann gibt es diverse freie improvisationen, die sich aus standard-variationen entwickeln (z.b. auf TRIBUTE, STILL LIVE oder LIVE AT THE BLUE NOTE) und zuletzt die neueren trio-aufnahmen INSIDE OUT und ALWAYS LET ME GO, die ausschließlich freie improvisationen wiedergeben.
ich höre da eher ein sich-gegenseitig-bedingen: aus den standards schöpft das trio inspiration für die freien ausflüge. die wiederum lassen es für mich logisch erscheinen, sich hin und wieder auf das material der standards zu reduzieren.
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