Re: Keith Jarrett

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vorgarten

Registriert seit: 07.10.2007

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FriedrichIch bin weißgott kein KJ-Fan, meine Favorit ist eher Thelonious Monk, aber gerade als Kontrast dazu weiß ich KJ doch zu schätzen.

ich höre ja normalerweise auch eher steve coleman und william parker, bin über M-BASE, dann die fast-free-sachen mitte bis ende der 60er, schließlich aktuell auf die aktuellen N.Y.- und chicago-free-szenen gekommen. aber da war jarrett nie wirklich ein kontrast, eher eine konstante. jemand, bei dem ich unruhig werde, wenn ich in seine jeweils neue aufnahme nicht wenigstens mal reingehört habe.
eigentlich macht dieses trio ja auch immer (in ihrem eigentlich sehr festgefahrenen konzept) was neues. ich glaube, sie langweilen sich selbst ungern. und jarrett denkt ja laut eigener aussage seit seiner krankheit sowieso, jedes konzert wäre sein letztes…

habe mir gerade die aktuelle trio-cd MY FOOLISH HEART besorgt (die ein konzert von 2001 widergibt). da fangen sie ganz klassisch (im für sie üblichen recht schnellen tempo) mit einer STRAIGHT, NO CHASER (hallo, friedrich!) interpretation an. dann spielt gary peacock plötzlich ein völlig freies solo, be- und entschleunigt das tempo, fast wie zu seinen albert-ayler-zeiten… und jarrett und de johnette setzen intuitiv aus und lassen ihm raum. danach greift jarrett die richtung auf und sie spielen den standard quasi als freie impro – mit aufgelöstem metrum, beinahe-abstürzen, gerade-noch-so-absicherungen im monk-material. und ich bin sicher, das kommt alles nur, weil der bassist plötzlich mal alles frühere über den haufen wirft.

solch ein durch und durch improvisatorisches konzept, solche momente findet man bei wenig anderen bands. ganz abgesehen von den drei ganz individuell wunderbaren musikern, die ich auch in anderen kontexten mag. wenn ich an einen standard denke und eine interpretation davon hören will, greife ich immer als erstes zur jarrettpeacockdejohnette-version.

aber genug gelobhudelt und monologisiert. ein groupie bin ich trotzdem nicht und würde mir ein livekonzert von jarrett jederzeit klemmen – zumal er ja sein eigenes bildungsbürger-publikum hasst. aber ich mag konstanten – über einen langen zeitraum zu beobachten, wie künstler sich entwickeln. anstatt jedem neuen hype hinterherzuhören, der ja doch wieder schnell durch den nächsten abgelöst wird.

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