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pinch Ein weiterer Coup mit doppelbödiger, diesmal direkt ans Kinopublikum gerichteter Ansage, wenn SPOILER ALERT SPOILER ALERT Brad Pitts Figur der Christoph Waltz Figur das Hakenkreuz auf die Stirn ritzt, Pitt in die Kamera (ergo in den Zuschauersaal) guckt und (mit Tarantinos Worten) verkündet: „Ich glaube, das ist jetzt mein Meisterwerk geworden“. Written & Directed by Quentin Tarantino. Abspann.
Gestern habe ich mir den Film angesehen. Die Botschaft der letzten Szene fand ich auch klasse und treffend.
Der Film hat mich sehr begeistert, auf den ersten Blick ist das möglicherweise Tarantinos bisher bester Film. Klingt zwar unglaublich, aber hier hat er alles zusammengebracht, was das Kino leisten kann. Natürlich gibt es auch andere gute Filme, aber Tarantino hat einen guten Film gemacht, der auch noch weithin bekannt ist und über den die Leute reden. Sonst gibt es ja meist die Dualität von guten, aber weitgehend unbekannten Filmen auf der einen Seite und den eher belanglosen allseits bekannten Blockbustern.
Frappierend ist Tarantinos Fähigkeit, Bilder und Szenen zu schaffen, die sich einprägen und quasi aus dem Stand zu Ikonen werden.
Im Vergleich zu I.B. wirkt Pulp Fiction wie ein Jugendwerk. Mit I.B. hat sich Tarantino in den Mittelpunkt der Filmwelt bewegt, er dreht nicht mehr „nur“ „Popfilme“ über irgendwie durchgeknallte Amis, angefüllt mit Zitaten und Verweisen. Mit I.B. stellt er sich direkt in die Linie der großen Regisseure und seine Zitate sind nicht mehr allein Verweise auf eine künstliche Welt des Films und der Popkultur. Diesmal gehen seine Zitate noch weiter, er reiht sich ein in den ewigen kulturellen Diskurs und macht klar, dass (für ihn) das Kino die Königsdisziplin ist, in der alles zusammenfließt.
Und bezogen auf das Nazithema geht er weit über die üblichen Schmonzetten a la Ryan oder Schindler oder Stauffenberg hinaus und liefert damit einen wahrscheinlich befreienderen Beitrag als diese. Die grandios gespielte Figur des Hans Landa ist ganz nah bei Litells Aue und weit, weit weg von den üblichen fiesen Filmnazis und damit wohl authentischer als die üblichen Klischees.
Die schauspielerischen Leistungen sind durchweg hervorragend, selbst Brad Pitt und Till Schweiger wissen zu gefallen. Überragend und alle überstrahlend ist Christoph Waltz, der eine Meisterleistung aus den Ärmeln schüttelt.
Dazu schafft er es, Szenen zu kreieren, die das Publikum in atemlose Spannung versetzen und die mühelos mit den üblichen Thrillern mithalten, ja diese in den Schatten stellen. Mein Freund meinte, er könne sich nicht erinnern, wann ihn im Kino jemals so die Spannung gepackt hatte. Und es gibt tolle Dialoge und viele urkomische Szenen (Bingo!).
Kurz: ein Meisterwerk in vielen Aspekten.
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...falling faintly through the universe...