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kann ich nur unterstreichen, observer. ein paar gedanken angeschlossen:
der 29.08. war stichtag für die erste singleauskopplung aus dem neuen album „skeletal lamping“ von of montreal. irrigerweise ist es der letzte track des releases: „id engager“. vielleicht aber passend, weil er so frisch und belebt daherkommt wie der rest der sechzehn titel, weil er die intention kevin barnes, uneingeschränkt lenker und leiter der band, zusammenfasst: sexy, catchy, disco, anzüglich, unanständig, schmutzig.
barnes und kumpane appellieren mit „skeletal lamping“ weniger an die ratio ihrer hörers, denn an ihre tanzbeine. doch ganz so einfach machen es of montreal ihren fans nicht. zieht man allein die noiseattacke in „nonpareil of favor“ zu rate, wird die schizophrenie des werkes deutlich.
barnes hatte gewarnt, es wird ein album für menschen werden, die offen sind, frei von vorurteilen, nichts für leblose objekte! mit seinen sechs minuten am anfang des albums ist „nonpareil of favor“ nicht nur ein wagnis, sondern auch ein statement für unabhängigkeit und autorität im umgang mit dem eigenen werk.
„wicked wisdom“ ist nachfolgend eine samplerbrühe mit sprech- und choralen rettungseinlagen, die in ihrer art zu verstören anziehend und abstossend zugleich ist. auf der habenseite addieren sich fröhliche rhythmik, verzückende melodiefetzen und textliche gewandtheit zu vorteilsnehmern.
„for our elegant caste“ ist wieder überdreht und ins seiner blütenpracht plagierenden art ein für- und wider- wurf. ein klavier, düster und schwer, bestimmt das 1:25 min. lange „touched something’s hollow“. im duett vorgetragen ein seelenvoller, stiller partikel im aggressiv-fröhlichen of montreal- kosmos.
der übergang zu „an eluardian instance“ ist so brutal, dass man unwillkürlich zurückskippen muss, um zu überprüfen, nicht etwas verpasst zu haben. doch auch hier hatte barnes vorgesorgt. dilettantische, ungeschickte übergänge seien programm, so der bandleader, sollten geeignet sein, um die aufmerksamkeit des hörers zu erhöhen und gleichzeitig dessen vorstellung davon einzureissen, wie er meine, dass ein album sein solle.
aufreizend, mit pomp und trompete geht es also weiter. man kann sich bereits jetzt gut vorstellen, in welch wunderbarem gewand die band das album auf der bühne umsetzen wird. der theatralik werden keine grenzen gesetzt werden.
bereits im frühsommer begannen die proben für die im herbst beginnende tour. ich liebe diese jeweils auf den einzelnen song konzentrierte aktion, genauso wie die symptomatischen, gemeinsam intonierten „he, he, heee“ am zeilenende, auch in „an eluardian instance“ vorgetragen, genauso wie die eingestreuten „huhuhuuu‘ s“.
die band ist auf „skeletal lamping“ dem höhepunkt nah wie auf „hissing fauna“. unwahrscheinlich schien es, dass der letztjährige wurf wiederholt werden könne. doch, thematisch sicherlich neu orientiert, bleibt die band ihrer grenzenlosen kreativität in der gestalt treu, als dass sie sie zu kanaliseren weiß in diverse ergreifende momente, in geschickte verwobenheit, in aufmerksamkeitsheischende, drängende, unscheue allegationen.
ob im partytaumel, im soulschwulst oder in hiphoprage, of montreal beherrschen das material und sich, wie spitzensportler ihre körper. die warnung zu schockieren, geht meines erachtens nicht auf. jedoch gelingt es, mit dem überraschungsmoment zu spielen, so dass dem hörer offen bleibt, was kommen wird. er kann nicht erahnen, wie sich texte entwickeln, wie die tracks enden werden. auch ein ziel, das barnes erreicht hat. ein großartiges album ist gelungen: ****1/2.