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MuetiEine genaue Definition kann ich nicht liefern, also fasse ich unter den Begriff „Techno“ hier einfach alle elektronische Musik mit tanzbar schnellen Beats.
Na da könnte ja jeder kommen. Ähnlich wie Bender im EBM-Thread muss ich gegen diese doch recht allgemein gefasste Defintion Einspruch erheben. Man könnte bei der obigen Beschreibung diesem Thread ganz legitim alles Mögliche an elektronischer Musik unterjubeln, die mit Techno eigentlich nichts zu tun hat. Sicher, Techno zu umschreiben ist nicht gerade einfach, ich selbst hatte anfangs auch so meine Probleme mit dem Begriff und seiner Bedeutung. Aber trotzdem ein Versuch der Erklärung:
Wenn wir von Techno sprechen, sprechen wir zunächst von Detroit. Hier, genauer gesagt in Belleville, fing Anfang der Achtziger alles an, als die drei Studenten Juan Atkins, Derrick May und Kevin Saunderson (auch bekannt als „The Belleville 3″) den europäischen Synthezisersound dieser Zeit (z.B. Kraftwerk, Yello, New Order) mit afroamerikanischer Musik (z.B. Parliament, Afrika Bambaataa, Herbie Hancock) verquirlten. Aus dieser besonderen Mixtur entstand nun ein völlig eigenständiger Sound, dessen postindustrieller und depressiver Hintergrund (die darbende Autostadt Detroit bot hier eine prima Vorlage) genau den Nerv und die Stimmung der Zeit eingefangen hatte. Musikalisch wird bei den Wurzeln von Techno immer wieder gerne Derrick May zitiert, der in einem Interview mal sagte “The music is just like detroit, a complete mistake. It’s like George Clinton and Kraftwerk are stuck in an elevator with only a sequencer to keep them company.“ Von Techno war damals übrigens noch nicht die Rede, dieser Begriff etablierte sich erst Ende der Achtziger. Die Erfinder selbst bezeichneten ihre Musik stets als „High Tech Soul“.
Soviel zu den Wurzeln. Natürlich entwickelte sich Techno weiter, auf einer Linie betrachtet könnte man ganz grob dem klassichen Techno (Anfang der Achtziger) den Detroit Techno folgen lassen. Er stellt Ende der Achtziger die zweite Technowelle dar und auf sie wird auch meistens referenziert, wenn von Techno aus Detroit die Rede ist. Bekannte Vertreter hier sind Jeff Mills oder auch Carl Craig – auch heute noch einflussreiche Producer. Weiter geht es dann mit Minimal Techno, der Mitte der Neunziger seinen Siegeszug angetreten hat. Zu diesem Zeitpunkt ist Techno bereits erwachsen geworden und hatte sich über die Welt verbreitet. Deutschland zählte nun ebenfalls zu den einflussreichen Techno-Nationen, gerade im Minimalbereich drückten Produzenten aus Köln diesem Subgenre ihren Stempel auf („Sound of Cologne“). Mit der Zeit verzweigte sich Techno immer mehr und die Liste der Subgenres wurde immer länger (Dub Techno, Acid Techno, Ambient Techno,…) – ich möchte sie hier nicht weiter ausbreiten. Viel mehr möchte ich eine kleine (zugegeben persönliche) Abgrenzung vornehmen, was Techno eigentlich NICHT ist. House ist da als erstes zu nennen. Auch wenn es zwischen Chicago (der Geburtsstadt des House) und Detroit gegenseitig Befruchtungen gegeben hat (vgl. Detroit House), so ist Housemusik trotz seiner ähnlichen Ursprünge (hier trifft Kraftwerk auf Donna Summer) musikalisch anders motiviert. Statt Depression gibt es hier das bunte Leben, während in Detroit noch geschrubbt wird, wird in Chicago schon gefeiert. Ähnlich verhält es sich auch mit Trance. Dessen Wurzeln sind zwar unter anderem im Techno zu finden (hier insbesondere im Ambient Techno), aber trotzdem erlangte dieses Genre mit der Zeit eine Eigenständigkeit (nebst diverser Unterverzweigungen), weshalb ihm meiner Meinung nach ein Platz neben – und nicht unter – Techno zusteht.
Ich könnte wohl noch seitenweise über dieses Thema weiter schreiben, aber für den Anfang soll dies mal als Erklärungsversuch reichen. Ganz außen vor gelassen habe ich übrigens die Kultur, die sich um die elektronische Tanzmusik gebildet hat. Die Clubszene ist zwar unzertrennbar mit Techno verbunden, sie zu beschreiben hilft uns hier aber eigentlich nicht wirklich weiter. Viel mehr sollte man ein Cluberlebnis mitfühlen und auf diesem Weg verstehen, worum es in der elektronischen Tanzmusik eigentlich geht. Worte sind da nur überflüssig…
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