Re: Fashion, baby!

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latho
No pretty face

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motörwolfHerzlichen Dank für deine Worte, es ist immer schön, mehr als einen Einzeiler serviert zu bekommen.
Ein Stück weit verstehe ich deine Haltung zu Lagerfeld. Aber ich gebe zu bedenken, daß Ehrlichkeit kein absoluter Wert ist und das es im Gegenteil Teil der zivilisatorischen Leistung der Menschheit ist, nicht immer jeden negativen Gedanken gleich zu äußern. In meinen Augen ist ein Filter im Kopf, der nicht jeden Bullshit („What I hate is nasty, ugly people … the worst is ugly, short men.“) heraus läßt, absolut positiv zu bewerten. Das mag manchem unehrlich erscheinen, sichert aber immer mal wieder den Frieden. Im übrigen sehe ich keinen qualitativen Unterschied zwischen der grade zitierten Aussage und einem Satz wie I hate gay people.

Dochdoch, da ist schon ein Unterschied, es werden ja nicht häßliche, dicke Leute erschlagen, weil häßlich und/oder dick sind, Homosexuellen passiert das aber. Vielleicht solltest du Lagerfelds Aussagen auch nicht so ernst nehmen.
Ich mag Karlchen eigentlich auch. Zum einen ist er wirklich ein Original, der sich, scheint’s, um nichts mehr schert, zum anderen hat er in meinen Augen durchaus etwas vorzuweisen. Er war ja nicht gerade der Liebling der Pariser Couture-Gesellschaft, kein Franzose, nicht gerade besonders gut aussehend und auch nicht mit einem der großen Häuser fest verbunden. Das änderte sich erst, als er bei Chanel aufräumte und ihnen ein komplett neues Image verschaffte. Der Mann ist ziemlich fleißig, ist ein Kunstkenner und meinungsstark, eigentlich alles positiv. Dass er sich mit Schleimern umgibt, gelegentlich Bonmots raushaut, die nicht jedem schmecken und sich von seiner Umgebung abhebt – das sollten wir hier in einem Forum zu Pop-Musik nicht bemängeln (außer man hört nur Jeans-behosten Bluesrock und weint, wenn der Star sich mal einen Jaguar kauft).
Was Mode angeht: In Karls Inch-Größe 28-Jeans passe ich definitiv auch nicht rein, aber damit ist er kein „Vorbild“ für Magersucht. selbst wenn seine Kollektionen nur von Strichen in der Landschaft vorgeführt werden. Ich glaube sowieso, dass die Mode nicht für Anorexie-Erkrankungen verantwortlich ist.
Und was Mode betrifft: Die hat jeder nun mal an, ob er will oder nicht (außer er/sie ist nackt). Lagerfeld steht ja eher den Luxus-Aspekt von Mode, aber in den Worten seiner Vorgängerin, ist Luxus ja nicht das Gegenteil von Armut, sondern von Vulgarität.

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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.