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MarBeck@Bender: Ich bin bis jetzt kein großer Fan elektronischer Musik der 80er gewesen. So informative und hervorragend geschriebene Beiträge wie dieser oder auch Deine Postings in anderen Threads machen mich jedoch zumindest neugierig, zumal ich gerade Reynolds‘ Buch über Postpunk lese.
Vielen Dank zunächst einmal für das Kompliment.
In der Tat ist Simon Reynolds „Rip it up and start again“ quasi die „Postpunk-Bibel“ schlechthin. Ein gut recherchiertes und ausführliches Werk, in dem man die wahre Liebe des Autoren zur Materie nicht nur erkennen kann – und ihn darüberhinaus auch einfach überschwänglich dafür loben muß! Selbst mir waren einige Details und Histörchen bislang unbekannt – und manches davon versetzte mich in Erstaunen.
Wenn sich Neueinsteiger in die Materie aufgrund der zahlreichen Anregungen aus diesem Buch eine wohlüberlegte „Einkaufsliste“ erstellen, so tun sie in der Tat gut daran.
Was könntest Du denn einem potentiellen Einsteiger empfehlen?
Um einmal bei der schieren Aufgabenstellung dieses Threads zu bleiben: Als absoluter Neuling in Punkto „80s Electro“ wäre ein beherzter Griff gleich in den Knüppel-E.B.M.-Sack ein zu rapider Sprung ins kalte Wasser. Wie bei der Erkundung aller anderen Genres rate ich zur schrittweisen und behutsamen Vorgehensweise. Primär die größeren und bekannteren Namen auf Gehalt abklopfen, danach chronologisch vorgehen. D.h., wenn man sich mit Kraftwerk anfreunden kann, so gerät man über Synthpop und elektronischen New Wave langsam aber sicher auch in härtere, experimentellere und unkonventionellere Electro-Gefilde. Tipps: Die Chris & Cosey-Alben der Achtziger bieten z.B. recht harmonischen Electro-Pop mit Indiecharme. The Neon Judgement rangieren musikalisch irgendwo zwischen The Cure, Sisters Of Mercy, Killing Joke, New Order, Kraftwerk, Suicide, D.A.F. und Front 242. Einfach mal antesten. Auf keinen Fall sollte man die gewachsene Historie der elektronischen Popmusik dabei übersehen. Über die einzelnen Stationen Silver Apples – Kraftwerk – Tangerine Dream – Neu! – Cluster – Throbbing Gristle – J.M. Jarre – G. Moroder – Devo – Suicide – The Normal – Cabaret Voltaire – Thomas Leer – The Human League – Gary Numan – Fad Gadget – New Order – Soft Cell – Depeche Mode – D.A.F. (u.v.a.) gelangt man ganz automatisch hin zu E.B.M., Industrial und allen späteren (natürlich auch technoiden) Stilen der elektronischen Musik. Und bitte die US-Strömungen, bzw. elektronischen Pioniertaten diverser Black Music-Vertreter dabei nicht übersehen! Und Herbie Hancocks „Rockit“ ist näher an Industrial dran als sich manch einer hier vorstellen mag…
Oder mach doch einen auf, z.B. „Bender empfiehlt die 80ies“, wäre doch ein schöner Kontrast zu den Singles-Faves-Threads und das ewige 60ies/70ies-waren-so-toll-Mantra.)
In der Tat eine schöne Idee. Ich denke mal ernsthaft darüber nach.
Falls das relevant sein sollte, hier ein paar Hinweise darauf, was ich in/aus den 80ern so gehört habe:
The Jam
The Style Council (ca. bis 1986)
C86 (Chesterfields, Soup Dragons, Flatmates, Groove Farm etc.)
They Might Be Giants
Dinosaur Jr
(frühe) Dexys Midnight Runners
Specials/2 Tone
Hüsker Dü (teilweise)
Kraftwerk (wenig)
Inspiral Carpets, Charlatansedit: Ich kenne einige Stücke von Ministry, Revolting Cocks, The Jesus and Mary Chain, Atari Teenage Riot, (frühe) Depeche Mode etc., kann das aber alles nicht so richtig ein ordnen.
Nun, da gehören einige der Genannten sicherlich nicht explizit in einen E.B.M.-Thread, aber bis auf diverse C86-Bands und Dexys Midnight Runners findet man den Rest auch ausnahmslos in meinen Regalen wieder. Während Depeche Mode zwar (logischerweise) keine E.B.M.-Formation ist, erfreute sich die Band auch grösster Beliebtheit in diesen Kreisen. Ministry und die Revolting Cocks konnte man zu ihren Anfangstagen wohl zum E.B.M.-Movement hinzurechnen, entwickelten sich Ende der Achtziger/Anfang der Neunziger allerdings hin zum Industrial amerikanischer Prägung, d.h. durch deren verstärkten Einsatz von Gitarren und ein Schritt hin zu Metal-Gefilden. Atari Teenage Riot setzten auf eine explosive Mischung aus Punk und Industrial auf der einen Seite und hartem Techno und Breakbeats auf der anderen – und waren wohl eine Zeitlang ziemlich einzigartig. Nun ja, J.A.M.C. hatten mit elektronischer Musik nie wirklich was am Hut – bis auf vereinzelte Gast(sänger)spiele bei weniger als einer Handvoll Electroformationen (z.B. Death In Vegas).
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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad